Warschau gibt sich zweigeteilt
Konträre Positionen zum Euro-Rettungsplan
Die polnische Regierung sieht in dem deutsch-französischen Plan zur Disziplinierung der Finanzpolitik im Euroland eine Antwort auf die Forderung von Außenminister Radoslaw Sikorski. Der hatte vor zwei Wochen in seiner Berliner Rede, wohl nicht ohne vorherige Absprache mit dem Regierungschef, Deutschland zur »Führung«, nicht aber zum »Dominieren« bei der Bewältigung der Euro-Krise aufgerufen - und damit zunächst einen Sturm der Entrüstung im eigenen Land ausgelöst. PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski sprach von Verrat und unterwürfigem »Strammstehen« vor Berlin und forderte, wie auch die Abtrünnigen seiner Partei im Solidarischen Polen, ein Referendum über die Pläne zur Rettung der Gemeinschaftswährung.
Die Befürworter des Euro-Rettungsplans argumentieren, Polen - das zwar nicht Mitglied im Währungsklub ist, aber auf Mitspracherecht in Finanzangelegenheiten pocht - wäre im Falle eines immer noch möglichen Kollapses des Euro direkt betroffen. Der Export wie auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt seien völlig von der Wirtschaft Deutschlands abhängig. Seinerseits werde Polen, in der Selbstdarstellung noch vor einem halben Jahr als »Insel der Ruhe« im krisengeschüttelten Europa verherrlicht, intensiv auf Sparkurs gehen. Das hat bereits seinen Niederschlag gefunden - im Haushaltsplan für das kommende Jahr.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.