Werbung

»Atalanta« bald auch an Land

EU will Anti-Piraten-Operation vor Somalia ausweiten

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Einsatzkräfte der EU-Operation »Atalanta« am Horn von Afrika sollen demnächst auch an Land gegen somalische Piraten, ihre Boote und Einrichtungen vorgehen. Darauf einigten sich Kommandostellen in Brüssel. Die Aktion ist völkerrechtlich nicht sauber.

Stürmische Winde und Wellenhöhen von mehr als zwei Metern hinderten in den vergangenen Wochen Piraten vor der somalischen Küste und im Somaliabecken nördlich der Seychellen bis in den Ostteil des Golfs von Aden bei ihren Attacken. Es gab nur vereinzelt Meldungen über Überfälle, die zumeist erfolglos waren.

Die Lage schien sich zusätzlich zu bessern, nachdem man am 21. Dezember die »Savina Caylyn« für neun Millionen Dollar freigekauft hatte. Doch am Dienstag wurde dann der italienische Chemikalientanker »Enrico Ievoli« vor der Küste Omans gekapert. Nach Angaben des Reeders aus Neapel sind 18 Seeleute an Bord: sieben Inder, sechs Italiener, fünf Ukrainer.

Doch es hatte nicht eines neuen Überfalls bedurft, um das Sicherheitspolitische Komitee (PSK) der EU zu beauftragen, die Regeln für die seit 2008 laufende Operation »Atalanta« zu verschärfen. Das ist in Brüssel auch mit der NATO schon mehrfach diskutiert worden. Nun bestätigte das deutsche Verteidigungsministeriums der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, dass sich das PSK am 20. Dezember mit der »Zerstörung von Piraterielogistik am Strand« befasst habe. Der Auswärtige Dienst der EU sei gebeten worden, eine entsprechende Anpassung der Unterstützung mit der somalischen Übergangsregierung abzustimmen. Diese habe bereits Unterstützung signalisiert. Außerdem sollen Soldaten zur Sicherung von Schiffen des Welternährungsprogramms künftig autonomer agieren können. Generell wurde der Anteil von bewaffneten, zumeist privat angeheuerten Schutzteams an Bord von Frachtern erhöht. Die Niederlande wollen im kommenden Jahr aber auch Marineinfanterie auf Frachtschiffe abordnen.

Anfang Dezember hatte Deutschland im Hafen von Djibouti die »Atalanta«-Führung an Spanien übergeben. Am 22. Dezember war die Fregatte »Bayern« aus dem Einsatzgebiet wieder nach Wilhelmshaven zurückgekehrt. Laut Bundestagsbeschluss können für »Atalanta« bis zu 1400 Soldaten eingesetzt werden. Derzeit beteiligt sich Deutschland mit einer weiteren Fregatte an der Piratenabwehr. Im nächsten Frühjahr will die Marine wieder einen fliegenden Seeaufklärer sowie den Einsatzgruppenversorger »Berlin« ans Horn von Afrika schicken. Der hat zwei »Sea King«-Hubschrauber an Bord, mit denen Spezialteams über weitere Strecken transportiert werden können.

Operationen zu Lande werden mit Deutschen vorerst nicht zu machen sein. Dazu müsste ein grundsätzlich anderer Antrag ins Parlament eingebracht werden, der derzeit wenig Aussicht auf Zustimmung hat. Sogar die SPD, die bislang jeden Einsatz mitgetragen hat, winkt ab.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal