Protestaktion zu gut in Szene gesetzt

Arbeitskampf am Berliner Ensemble

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (nd-Herzberg). Die Premiere hat gezündet, das Störfeuer zunächst nicht. Das »Berliner Ensemble« begann das neue Jahr gleich mit zwei Aufführungen - einer auf der Bühne und einer auf dem Rang. Während Intendant und Geschäftsführer Claus Peymann am Montagabend seine Inszenierung von Georg Büchners Revolutionsstück »Dantons Tod« vorstellte, gingen etwa zehn Aktivisten im Zuschauerraum auf die Barrikaden und forderten bessere Arbeitsbedingungen in dem einstigen Brecht-Theater.

»Kritische Stücke spielen und gleichzeitig Menschen ausbeuten. Das ist die Wirklichkeit am Berliner Ensemble«, rief der Chor und ließ Flugblätter in das Parkett flattern. Knapp zwei Minuten lang prangerten die Aktivisten Niedriglöhne sowie unsichere Beschäftigungsverhältnisse an.

Der Auftritt wirkte auf viele Zuschauer und Journalisten so professionell, dass sie ihn als Teil der Inszenierung betrachteten. Nur Michael Laages bemerkte den »kleinen Aufstand« in seiner Besprechung für den »Deutschlandfunk«. »Bild« widmete dem »Krawall« eine ganze Seite und ging sogar auf den Hintergrund der Aktion ein.

Im letzten Jahr begannen sich Beschäftigte der Bühnentechnik, Requisite, Beleuchtung, Ton und weitere bei ver.di zu organisieren. Sie fordern den Abschluss eines Tarifvertrages, wie es ihn in fast allen Theatern Berlins bereits gibt. Dadurch würde die Entlohnung für rund 110 Mitarbeiter gerechter und transparenter. In den letzten Monaten verteilten Beschäftigte mehrmals Flugblätter an das Publikum des Theaters.

Am Montag sollen laut dem zuständigen ver.di-Sekretär Franck Schreckenberg allerdings keine Mitarbeiter des Berliner Ensembles beteiligt gewesen sein. Gegenüber »nd« gab er zu, selbst von der Aktion überrascht gewesen zu sein. Peymann wolle nun laut »Bild« Strafanzeige stellen.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -