Hoffnungsträgerin Sam Stosur schon draußen

Australian Open der Tennisprofis verlieren ihre Favoritin in Runde eins

  • Lars Reinefeld, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Samantha Stosur wollte nur noch weg. Weg von dem Ort, der sie noch nie glücklich gemacht hat und ihr doch so viel bedeutet. Raus aus dem Melbourne Park, wo all die Wünsche und Erwartungen ihrer Landsleute auf ihr gelastet - und sie letztlich erdrückt hatten. »Ich werde ein paar Tage frei machen und abtauchen«, sagte Stosur am Dienstag, nachdem sie zuvor völlig unerwartet mit 6:7, 3:6 in der ersten Runde gegen die Rumänin Sorana Cirstea verloren hatte. Die Australian Open waren damit für sie bereits vorbei, ehe sie richtig begonnen hatten. Zurück blieb eine geschockte Tennisnation samt ihrer geknickten Frontfrau.

»Ich bin extrem enttäuscht«, gestand Stosur. Mit leerem Blick beantwortete die US-Open-Siegerin tapfer die auf sie einprasselnden Fragen der australischen Journalisten. Wie konnte das passieren? Wie konnte sie, die vier Monate zuvor in New York mit ihrem ersten Grand-Slam-Titel noch den endgültigen Durchbruch in die Weltspitze geschafft hatte, ausgerechnet bei ihrem Heim-Grand-Slam derart früh scheitern?

»Natürlich waren die Erwartungen hoch, aber es gibt nichts größeres als meine eigenen Erwartungen«, suchte Stosur nicht nach Ausreden. Und doch merkte man der Lokalmatadorin in jeder Sekunde des Spiels an, wie sehr die Sehnsucht ihrer Landsleute auf den ersten Triumph einer Australierin seit Chris O'Neil vor 34 Jahren auf ihr lasteten.

Ungewohnt verkrampft und nicht so aggressiv wie gewohnt agierte die Nummer sechs der Welt in der Rod Laver Arena, die doch eigentlich ihr Lieblingsplatz sein sollte. Doch über das Achtelfinale ist Stosur in Melbourne noch nie hinausgekommen. Und schon bei den Vorbereitungsturnieren in Brisbane und Sydney schied sie früh aus.

Australiens Tennislegende Pat Cash schien bereits etwas geahnt zu haben, als er Stosur in den Tagen vor dem Turnier in der Stadt getroffen hatte. Überall lacht Stosur dort von Fotos und Plakaten, doch richtig wohl hat sie sich in der Rolle der Hoffnungsträgerin nie gefühlt. »Das Problem ist, dass so viele Menschen ein Stück von dir haben wollen während der Australian Open«, sagte Cash.

»Das ging Lleyton Hewitt hier jahrelang so, es hat Patrick Rafter belastet, der hier nie so gut gespielt hat wie bei den US Open oder in Wimbledon und es hilft auch Sam nicht wirklich«, so Cash. Auch er selbst hatte es nie geschafft, in der Heimat zu gewinnen.

Und so ruhen die Hoffnungen der Australier in diesem Jahr auf dem erst 19 Jahre alten Bernard Tomic. »Er ist ein anderer Typ. Er scheint unter all der Aufmerksamkeit richtig aufzublühen«, beschrieb Stosur ihren Landsmann. Sie, das weiß sie, wird nie so sein.

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