Linke, Thesen, Temperamente

»Left Forum« in New York vereinte und begeisterte Tausende

  • Max Böhnel, New York
  • Lesedauer: 3 Min.
Am Wochenende trafen sich in New York Tausende von US-amerikanischen Linken zum »Left Forum«. Die traditionelle Frühjahrskonferenz, an der auch ausländische Linke teilnahmen, beschäftigte sich dieses Mal mit dem Schwerpunkt »Occupy«.

Nach einer eher schwachen Auftaktveranstaltung am Freitagabend, die weder inhaltliche Tiefe noch mitreißende Prominenz bot, platzte der Konferenztag am Sonnabend geradezu aus den Nähten. Fast jede der über 50 Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden war von mindestens drei Podiumsteilnehmern vorbereitet worden. Vorgestellt wurden die jeweiligen Thesen in voll besetzten, bisweilen auch überfüllten Konferenzräumen.

Auffallend häufig wurde die Themensetzung von dem Wort »Occupy« begleitet. Neben gut einem Dutzend Veranstaltungen zu Strategie und Taktik, Psychologie und Politik der »Occupy Wall Street«-Bewegung ging es auch um Occupy und Kleinstadt, Occupy und Ökofeminismus, Occupy und Forschung, Occupy und Kunst sowie Occupy und Internationalismus. Dass sich die Diskussionsbereitschaft und die radikaldemokratischen Ansätze dieser Bewegung selbst auf die zersplitterte US-Altlinke marxistisch-leninistischer Couleur auswirken, zeigte eine Veranstaltung namens »Party Building and Organizing on the Left« (Parteibildung und linke Organisierung). Dort saßen tatsächlich sieben Vertreter solcher Gruppierungen zusammen, ohne sich zu attackieren. Es handelte sich um die Socialist Party USA, Socialist Action, Communist Party USA, Democratic Socialists of America, Worker´s World Party, International Socialist Organization und Freedom Road Socialist Organization. Die Liste wäre länger gewesen, wenn sich nicht andere der Teilnahme verweigert hätten. Was dabei herauskam? Wir werden die jeweilige Interpretation in der jeweiligen Parteiveröffentlichung lesen.

Frischen Wind, gewürzt mit Humor und gesundem Menschenverstand, brachte am Samstagabend als Höhepunkt der berühmte Filmemacher Michael Moore im bis auf den letzten Platz gefüllten Auditorium der Pace University. Er forderte die Altlinke auf, sich angesichts der jungen, erfolgreicheren Occupy-Bewegung zu bescheiden. Was Sinn und Zweck von »Occupy Wall Street« seien, beantwortete er unter riesigem Applaus mit »Occupy Wall Street«. Er betonte, dass eine Mehrzahl der US-amerikanischen Bevölkerung auf Seiten der Bewegung sei - eine einzigartige Gelegenheit zur Politisierung, die nicht verpasst werden dürfe. Moore ließ es sich nicht nehmen, die im Saal spionierenden Zivilpolizisten der New Yorker Polizei ausdrücklich zu begrüßen. Seinem Aufruf zu neuen Besetzungen zu folgen, ließen sich ein paar Hundert Teilnehmer des Left Forum denn auch nicht nehmen. Nach der Veranstaltung ging es erneut zum berühmten Zucchotti-Park, wo Occupy begonnen hatte.

Die Demonstranten versammelten sich dort am Samstagabend, sangen und trommelten. Als die Polizei jedoch mit einem Großaufgebot anrückte, um den Park zu räumen, war es mit dem friedlichen Meeting schlagartig vorbei. Die Ordnungskräfte jagten und trugen Demonstranten aus dem Park. In mehreren Krankenwagen mussten Verletzte versorgt werden. Am Sonntagmorgen war die Anlage wieder menschenleer.

Polizei sperrte den Park mit Metallzäunen ab und bewachte ihn - bis zur nächsten Aktion von Occupy-Aktivisten.

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