»Keine Wachablösung«

Berlins Handballer stehen nach zwei Siegen gegen Hamburg im Viertelfinale der Champions League

  • Franko Koitzsch, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Der HSV Hamburg war gestern, jetzt stehen die Füchse Berlin oben. Mit dem Rauswurf aus dem Achtelfinale der Champions Lea-gue hat der Hauptstadtklub den deutschen Meister auf einen Marsch ins Jammertal befördert. Die Berliner mausern sich indes zur zweiten Kraft im deutschen Handball hinter dem alles überragenden THW Kiel. Die Hamburger müssen nun zusehen, wie ihnen die Saisonziele wie Elbstrand-Sand durch die Hände rinnen. Die Titelverteidigung in der Bundesliga und das Final Four in der Champions League sind schon weg. Auch der DHB-Pokal wackelt gewaltig, schließlich wartet im Halbfinale ausgerechnet Gigant Kiel.

»Wir haben kein Vertrauen in die eigene Stärke«, beschrieb Trainer Martin Schwalb das Dilemma. Es war sein drittes Spiel als vermeintlicher Retter auf der Bank. Noch bis Saisonende will der Präsident durchhalten, dann soll ein neuer Chefcoach die Fäden ziehen. Die beiden Champions-League-Partien gegen die Füchse hat er jedenfalls verloren. Interimstrainer Jens Häusler, der ins zweite Glied zurückgetreten ist, benannte die wichtigste Aufgabe: »Wir richten den Fokus jetzt auf den dritten Platz in der Liga.« Derzeit sind die Hamburger Vierter.

Zweiter sind die Füchse mit ihrem überragenden Torhüter Silvio Heinevetter. »Das ist eine schöne Momentaufnahme«, sagte Manager Bob Hanning nach dem Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse, »aber das ist keine Wachablösung«. Öffentlich will Hanning den veränderten Status quo im deutschen Handball nicht bestätigen. Aber er schwärmte: »Diese Mannschaft hat was ganz Besonderes. Sie kommt immer wieder. Brutal gesagt: Man muss sie töten, wenn man gegen sie gewinnen will.«

Hanning, der seit 2005 die Fäden bei den Berlinern zieht, sieht Geduld und Akribie belohnt. Die Charaktere, würdigte er, passten richtig gut zusammen in und neben dem Team. Im Kampf um die Publikumsgunst mit den Fußballern von Hertha BSC, den Eishockeymeistern Eisbären und Albas Basketballern stellte Heinevetter genüsslich fest: »Handball ist in Berlin inzwischen eine Adresse.«

Heute werden die Füchse bei der Auslosung der Viertelfinals aus dem gleichen Topf wie der THW gefischt. Das heißt, die Hauptstädter können nicht auf die Favoriten Kiel, Atletico Madrid und FC Barcelona treffen. Zudem haben sie im Rückspiel Heimrecht. Hanning: »Die Mannschaft ist heiß auf das Final Four.«

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal