Ewig lockt das schwarze Gold

Neue Erdöl-Bohrungen auf Usedom

  • Lesedauer: 3 Min.
Auf Usedom dreht sich wieder der Bohrer: Zunächst in Pudgala, dann ab Juni in Lütow fahndet die Firma CEP nach Erdöl. Die Suche nach dem schwarzen Gold ist umstritten.

Usedom (dpa/ND). Nach sechsmonatiger Pause ist die Suche nach Erdöl auf der Insel Usedom fortgesetzt worden. Seit Montag werde der Bohrer wieder eingefahren, sagte der Projektleiter der Firma Central European Petroleum (CEP), Thomas Schröter. Wegen technischer Probleme musste die Bohrung bei Pudagla im Herbst 2011 in 2350 Meter Tiefe abgebrochen werden. Der Bohrer war in einer aufquellenden Salztonschicht stecken geblieben. Nach Beratungen mit ›Drillern‹ des ehemaligen DDR-Erdölbetriebes EEG werde die Bohrung nun mit einer veränderten Bohrtechnik fortgesetzt, sagte Schröter. Die bergamtliche Abnahme dafür sei am vergangenen Freitag erfolgt. CEP hofft, in der Woche nach Ostern das Zielgestein in rund 2600 Meter unter dem Achterwasser zu erreichen, um dort Proben zu entnehmen.

Bergrecht bricht alles

Die Bohrungen auf Usedom sind umstritten. Noch im Juni - nach dem Abschluss der Suche in Pudagla - will das Unternehmen eigenen Angaben zufolge in Nähe der Usedom-Gemeinde Lütow die Bohranlage aufbauen, um dort nach Erdöl zu fahnden. Eine Erdölbohrung gehöre nicht auf die Insel, sagte Pudaglas Bürgermeister Fred Fischer. Die Gemeinde habe vergeblich ein halbes Jahr gegen Windmühlen gekämpft. »Aber Bergrecht bricht alles«, zeigte sich Fischer resigniert.

Seit Februar wächst auch der Widerstand gegen die Suche nach Erdöl in der Ostsee. Umweltverbände, Linkspartei und Grüne hatten die vom Bergamt Stralsund erteilte erste Aufsuchgenehmigung für ein 4600 Quadratkilometer großes Gebiet in der Oderbank östlich von Rügen kritisiert. Mit der Genehmigung hatte sich CEP zunächst das exklusive Zugriffsrecht für dieses Areal gesichert. Die Gegner kritisierten mögliche seismische Untersuchungen mit Schallwellen und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Meeressäuger.

Energieminister Volker Schlotmann (SPD) kündigte nach der Kritik an, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um eine seismische Erkundung zu verhindern. CEP-Manager Schröter betonte, dass keine seismischen Untersuchungen mit Schallwellen in der Ostsee geplant seien. Es würden zunächst die vorliegenden Untersuchungsergebnisse aus DDR-Zeiten ausgewertet.

Entscheidung steht aus

Im vergangenen Jahr hatte CEP bei Barth (Vorpommern-Rügen) nach Erdöl gesucht und war dort auch fündig geworden. Das deutsch-kanadische Unternehmen korrigierte daraufhin seine Erwartungen an die vorhandenen Ressourcen nach oben. Trotz der aus CEP-Sicht positiven Ergebnisse hat die Firma noch keine Entscheidung über eine Förderung getroffen. »Die Tests sind noch nicht abgeschlossen. Wir werten noch aus«, sagte Schröter. Ein Förderantrag werde frühestens 2013 gestellt. Das Bergamt muss dann unter Beteiligung der Träger öffentlicher Belange über eine Genehmigung entscheiden. CEP rechnet frühestens 2014 damit.

In Pudagla, wo die aufquellende Salztonschicht im Herbst 2011 für einen Bohrstopp sorgte, wird nun in 2300 Meter Tiefe ein sogenannter Sidetrack angelegt. »Der Bohrer wird in dieser Tiefe zunächst rund 30 bis 40 Meter zur Seite getrieben«, sagte Schröter. Dann werde die Bohrung im »Pilger-Verfahren« vorangetrieben, bei dem der Bohrer schrittweise eingefahren und zwischendurch die Gesteinsmasse Zug um Zug ausgeräumt werde. »Der Weg wird länger und die Demut größer«, sagte der Geologe. Seit vergangenem Herbst steckt ein 72 Meter langes Bohrrohr für immer in 2350 Meter Tiefe im Gestein. Voraussichtlich im Herbst 2012 will CEP mit einer Probebohrung im Land Brandenburg beginnen.

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