Salafisten gehen in die Offensive

Streit um Koran-Verteilung gewinnt an Schärfe

  • Lesedauer: 2 Min.

Osnabrück (nd-Otto/epd). Die Ankündigung der radikal-islamischen Salafisten, in Deutschland 25 Millionen Koran-Schriften kostenlos zu verteilen, hat ein enormes Echo hervorgerufen: Bei Union, SPD und Grüne stieß die Werbeaktion auf Ablehnung. Den Salafisten müsse Einhalt geboten werden, forderte Hans-Peter Uhl, der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die FDP hingegen spricht sich gegen ein Verbot der kostenlosen Verteilung aus. Die innenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz, sagte der »Neuen Osnabrücker Zeitung«: »Solange bei der konkreten Verteilung in Fußgängerzonen oder anderswo keine Gesetze verletzt werden, ist ein Verbot nicht mit dem Rechtsstaat vereinbar.« Derzeit gebe es dafür keine gesetzliche Grundlage.

Auf die Berichterstattung über die Koran-Verteilung haben Salafisten mit einem Video auf »Youtube« reagiert. Darin kündigten sie an, persönliche Daten von Journalisten zu veröffentlichen, wie der Deutsche Journalisten Verband berichtete. Die betroffenen Journalisten des »Tagesspiegel« und der »Frankfurter Rundschau«, die die Aktivitäten der Islamisten kritisiert hatten, seien zudem als »Affen und Schweine« beschimpft worden, schreibt die Zeitung »Die Welt«.

Der Religionssoziologe Rauf Ceylan sieht die Koran-Verteilung in erster Linie als gelungene PR-Kampagne der Salafisten. »Fundamentalistische Gruppen wollen vor allem eins: Aufmerksamkeit«, sagte der Osnabrücker Islamwissenschaftler der »Neuen Osnabrücker Zeitung«.

In Berliner Sicherheitskreisen wurde vor einer Panikmache gewarnt. Ein Nachrichtendienstmitarbeiter sagte der Zeitung: »Die Salafisten versuchen derzeit, ihr Spektrum zu erweitern und neue Anhänger zu rekrutieren.« Die Aktion werde bundesweit bereits seit Oktober 2011 beobachtet.

Die Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel überlegt derweil, ihren Auftrag zum Koran-Druck für Salafisten zu stornieren. »Wir prüfen momentan rechtliche Auswirkungen, wenn wir nicht produzieren oder aber wenn der Auftraggeber den Auftrag abzieht«, erklärte ein Druckereisprecher am Donnerstag der dpa.

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