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Wunderbare Rivalität

Schalkes Idol Klaus Fischer über das Derby gegen Borussia Dortmund - heute und in der Vergangenheit

  • Lesedauer: 4 Min.
Er ist ein Idol des FC Schalke und der »Fallrückzieher-König«. Im September 1975 erzielte KLAUS FISCHER das erste Tor dieser Art in der Bundesliga, sein Länderspieltreffer 1977 wurde in Deutschland zum »Tor des Jahrhunderts« gewählt. Für Schalke traf er in 295 Ligaspielen 182 mal. Mit dem 62-Jährigen sprach ALEXANDER LUDEWIG vor dem Derby gegen den BVB.

nd: Herr Fischer, heute empfängt Schalke die Dortmunder. Wie stehen die Chancen für Königsblau?
Fischer: Es wird sehr schwer. Die Dortmunder haben eine super Mannschaft, spielen wirklich sehr gut und werden auch noch von einer Euphorie getragen, weil sie so gut wie Deutscher Meister sind. Ich hoffe natürlich, dass unsere Mannschaft alles geben wird, um den BVB zu schlagen und die Niederlage vom Mittwoch in Nürnberg vergessen lässt.

Wie lautet ihr Tipp?
Oh, wenn ich das jetzt öffentlich mache, würden mir die Schalke-Fans vielleicht nicht verzeihen.

Das Derby ist immer ein besonderes Spiel mit ganz eigenem Charakter. Gibt es da im Vorfeld wirklich einen Favoriten?
Generell sind diese Spiele immer offen. Schalke hat in Dortmund gewonnen und der BVB in Schalke. Aber im Moment ist Borussia Dortmund für mich der Favorit.

Sie selbst haben im Schalke-Trikot etliche Spiele gegen Dortmund bestritten. Was ist das Besondere?
Es ist die riesengroße Rivalität zwischen beiden Vereinen. Die spürt man auch als Spieler. Das ist im Fußball ein einzigartiges Gefühl und eine wunderbare Sache.

Wie zeigt sich das auf dem Platz?
Im Derby gehen die Emotionen hoch. Ich bin normalerweise ein ruhiger Typ, auch auf dem Platz. Aber in solchen Spielen bin auch ich manchmal durchgedreht.

Wie kann man sich das genau vorstellen?
1977 haben wir in Dortmund gespielt. Durch einen unberechtigten Elfmeter hat der BVB am Ende gewonnen und ich habe viel gesagt, was man eigentlich nicht darf.

Zu wem?
Zum Schiedsrichter und Gegner. Aber das ist vergessen. Ich habe zum Glück keine Sperre, sondern nur eine Geldstrafe bekommen.

Und nach solchen Spielen ist alles vergessen und man gibt sich die Hand?
Ja. Mit wenigen Ausnahmen ist es für die Spieler eine rein sportliche Rivalität.

Sie waren Stürmer und sind mit 268 Toren immer noch zweitbester Schütze der Bundesliga. Waren Treffer gegen Dortmund besonders und wertvoller?
Nein, eigentlich nicht. Natürlich war es schön, gegen Dortmund zu treffen und zu gewinnen. Aber dafür gibt es eben auch nicht mehr Punkte als sonst.

Beide Fangruppen sehen das anders. Die Rivalität endet nicht mit dem Abpfiff und ein Sieg über den Erzrivalen bedeutet manchem mehr als ein Titel.
Das stimmt. Die ganz große Rivalität ist ja auch erst durch die Fans entstanden. Und solange es nicht zu Ausschreitungen kommt, ist das auch eine schöne Sache. Im Ruhrgebiet ist es immer erstes Gesprächsthema. Sobald der Spielplan für die Saison feststeht, fiebern alle auf das Derby hin.

Ist es als Spieler wichtig, sich davon nicht anstecken zu lassen?
Das sollte so sein. Was passiert, wenn es nicht so ist, haben wir am Mittwoch gesehen. Die Spieler haben scheinbar vergessen, dass sie vorher noch gegen Nürnberg spielen. Aber ich gebe auch zu, so ganz kann man das Derby nie ausblenden. Spätestens in der Kabine ist man etwas nervöser als gewöhnlich. Aber mit dem Anpfiff ist alles wie immer, sogar die Zuschauer bekommt man nicht mehr mit.

Einer ihrer Nachfolger im Schalker Sturm ist der Spanier Raúl. Bleibt er in Gelsenkirchen?
Die Fans lieben ihn. Er spielt gut, hat 14 Tore gemacht und einige vorbereitet. Ich hoffe auch, dass er bleibt, bezweifle es jedoch. Er kann uns aber noch helfen, Dritter zu werden. Das ist wichtig für Schalke. Man ist direkt in der Champions League und kann planen.

Fällt ihr Name, denkt man sofort an schöne Fallrückziehertore.
Das sind wunderbare Tore, aber es zählt auch nur wie ein Tor. Als Stürmer ist es wichtiger, viele Tore zu schießen. Ich war nie auf Fallrückzieher aus, dann vergisst man alles andere, was wichtiger ist.

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