Streik in Belo Monte

Staudammprojekt erneut in der Kritik

  • Andreas Knobloch
  • Lesedauer: 2 Min.
Das gewaltige Wasserkraftprojekt Belo Monte im Herzen des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes kommt nicht zur Ruhe und auch nicht so richtig voran. Seit Wochenbeginn stehen alle Arbeiten still.

Arbeiter des Staudammprojektes Belo Monte haben die Zufahrten zum Baugelände blockiert und sind in einen unbefristeten Streik getreten. Sie fordern eine Erhöhung des Essensgeldes von 95 auf 300 Reais (rund 121 Euro) und freie Tage alle drei statt bisher alle sechs Monate. Das für den Bau verantwortliche Konsortium CCBM bietet gerade einmal 15 Reais mehr Versorgungsgeld und 19 freie Tage statt neun unter Beibehaltung des Sechs-Monate-Intervalls. Viele Arbeiter kommen aus weit entfernten Bundesstaaten und hätten damit mehr Zeit, ihre Familien zu besuchen. Die zusätzlichen Tage sollen allerdings vom Jahresurlaub abgezogen werden, was die Gewerkschaft Sintrapav, die den Arbeitskampf organisiert, ablehnt.

Die Fronten scheinen verhärtet. CCBM will vor Gericht ziehen, um eine sofortige Beendigung des Streiks zu erwirken. Das Konsortium argumentiert, dass die derzeitige Vereinbarung mit den Arbeitnehmern bis Oktober Gültigkeit besitze. Die Regierung in Brasilia zeigt sich derweil besorgt, dass es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen könnte. Zudem befürchtet sie weitere Bauverzögerungen. Bereits jetzt hinkt das Projekt gewaltig hinter dem veranschlagten Zeitplan hinterher. Laut Vertrag soll die erste Turbine im Januar 2015 ihren Betrieb aufnehmen.

Der Streik ist bereits der dritte in Belo Monte in weniger als sechs Monaten. Da sich die Bauherren zur Übergabe in Rekordgeschwindigkeit verpflichtet haben, stehen die Arbeiter unter immensem Druck. Oft hausen sie unter erbärmlichen Bedingungen, arbeiten unter extremen klimatischen Bedingungen für einen Hungerlohn. Lebensmittel und Medikamente müssen meist in firmeneigenen Läden zu Wucherpreisen eingekauft werden, viel Freizeit geht für den Transport von den Unterkünften zum Baugelände und zurück verloren, hinzu kommen mangelnde Sicherheitsvorkehrungen.

Seit Ende März gibt es erneut Proteste gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Die ersten Aktionen wurden an der Sintrapav vorbei organisiert. Conlutas, eine dissidente Strömung des Gewerkschaftsdachverbandes CUT, wirft Sintrapav vor, mit dem Baukonsortium unter einer Decke zu stecken.

Das Staudammprojekt Belo Monte ist das Herzstück des riesigen staatlichen Infrastrukturprogramms PAC. Umweltgruppen und indigene Gemeinden warnen vor den unkalkulierbaren Auswirkungen auf das Ökosystem und die regionale Sozialstruktur. Umweltbelange würden in der Wirtschaftspolitik dem Wachstum untergeordnet.

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