Parasitengefahr für die Haut

Vor 150 Jahren starb der deutsche Arzt und Naturforscher Theodor Bilharz

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 2 Min.
Weltweit sind schätzungsweise 300 Millionen Menschen von einer Erkrankung betroffen, die man »Bilharziose« nennt. Denn ihr Erreger wurde 1851 von dem deutschen Arzt Theodor Bilharz entdeckt, dessen Todestag sich am 9. Mai zum 150. Mal jährt.

Jedes Jahr erleben rund 200 Deutsche eine böse Urlaubsüberraschung. Sie infizieren sich mit Bilharziose, einer auch »Schistosomiasis« genannten Wurmerkrankung, die besonders in Afrika, Südostasien, Brasilien sowie im Nahen Osten verbreitet ist. Die Gefahr lauert dort hauptsächlich in warmen Süßwassergewässern, in denen sich Larven von Saugwürmer der Gattung »Schistosoma« befinden. Sowohl beim Baden in larvenhaltigem Wasser als auch beim Verzehr desselben kann man sich eine Bilharziose-Erkrankung zuziehen. Im ersten Fall durchdringen die Erreger die gesunde Haut und gelangen über das Lymphsystem und den Kreislauf je nach Schistosoma-Art in verschiedene Organe, die dadurch häufig schwer geschädigt werden: Lunge, Leber, Milz, Blase, Harnröhre, Darm. Die Eier der im Körper geschlechtsreif gewordenen Parasiten sind im Urin und Stuhl nachweisbar, so dass ihre Ausscheidung leicht zu einer erneuten infektiösen Kontaminierung der Umwelt führen kann.

Das Verdienst, einen Saugwurm der Gattung Schistosoma erstmals als möglichen Krankheitserreger beschrieben zu haben, gebührt dem deutschen Naturforscher Theodor Bilharz (1825-1962), der jahrelang als Arzt und Professor in Kairo wirkte. Hier entdeckte er 1851 die Larven des Wurms im Nilwasser und die Eier im Urin von Erkrankten.

Als Reaktion des Körpers auf das Eindringen der Bilharziose-Erreger fangen die betroffenen Stellen oft schon nach Stunden an zu jucken, und es bildet sich ein Hautausschlag. Nach ca. zwei Wochen äußert sich die Infektion in unspezifischen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Husten, Durchfall. Erst wenn sich die Parasiten in den Gefäßen der genannten Zielorgane festgesetzt haben, kommt es dort häufig zum Verschluss kleinster Blutkapillaren sowie zu chronisch-entzündlichen Veränderungen des Gewebes.

Unbehandelt führt eine Bilharziose-Erkrankung in vielen Fällen zum Tod. Seit Anfang der 1980er Jahre ist jedoch ein Mittel auf dem Markt, das gegen alle Schistosoma-Arten wirkt, sofern man es noch im Frühstadium der Infektion anwendet: »Praziquantel«. Es wird oral verabreicht und ist in der Regel gut verträglich. Besteht eine Bilharziose schon länger, kann eine Operation erforderlich werden, um etwa einen verstopften Harnleiter zu öffnen. Zudem erhöht eine chronische Bilharziose das Risiko für die Herausbildung eines Blasenkarzinoms. Bei Frauen führt die Infektion nicht selten zu einer Schädigung der Eileiter, aus der letztlich Unfruchtbarkeit resultiert.

Angesichts solcher Gefährdungen sollten Urlauber in Risikogebieten darauf verzichten, unaufbereitetes Wasser zu trinken oder in stehenden Gewässern zu baden. Außerdem ist es ratsam, bei Auftreten eines unerklärlichen juckenden Hautausschlags vorsorglich einen Arzt zu konsultieren. Denn für eine Bilharziose-Infektion genügt unter Umständen schon etwas Spritzwasser!

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