Streit um die Makrele

Dänemark bei Quotenfestlegung zwischen EU- und nordischen Interessen

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Makrele ist einer der wichtigsten Speisefische und für Fischer aus Schottland, Irland, Island, Norwegen und den Färöer-Inseln eine wichtige Einnahmequelle. Um die Aufteilung der Fangquoten im Nordostatlantik gibt es mal wieder Streit.

Jährlich holen europäische Fischer etwa 600 000 Tonnen Makrelen (siehe Lexikon) aus dem Meeresgebiet zwischen den britischen Inseln, Norwegen und Grönland. Handelswert: etwa 1,8 Milliarden Euro. Um den Bestand vor Überfischung zu schützen, haben die Fischereinationen unter Federführung der EU seit 2000 allgemein akzeptierte Fangquoten ausgehandelt. Diese richteten sich nach Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung. Bisher war man sich einig, dass 60 Prozent der Fänge an EU-Fischer gehen, 35 Prozent an Norwegen und 5 Prozent an die Färöer-Inseln.

Die globale Erwärmung, die auch die Temperaturen der Meere steigen lässt, hat in den letzten drei Jahren zur Folge gehabt, dass die Makrelenschwärme sich im Sommer nördlicher aufhalten als sonst. Eine gemeinsame norwegisch-isländisch-färöische Untersuchung zeigte, dass sich während der Sommermonate jetzt 23 Prozent der Fische in isländischen und 16 Prozent in färöischen Gewässern aufhalten. Deshalb fordern die Fischereibehörden Islands und der Färöer eine Erhöhung ihrer Anteile auf jeweils 15 Prozent, zumal die wirtschaftliche Lage der Inseln ziemlich prekär ist.

Die EU führt dagegen historische Rechte ins Feld und die Tatsache, dass die Fische den größten Teil ihres Lebens durch EU-Gewässer schwimmen. Als Kompromiss bot man an, Island und die Färöer könnten zusammen 15 Prozent der Quoten bekommen. Bis zu einer endgültigen Regelung bleiben 64 000 Tonnen Makrelen für die EU, wovon 3763 Tonnen auf deutsche Fischer entfallen. Die nordatlantischen Länder lehnten dies jedoch ab und erhöhten einfach ihre Fänge. Nach Einschätzung von Greenpeace sogar über die geforderte Quote hinaus. Die daraus folgende Überfischung lässt Forscher befürchten, dass spätestens ab 2014 die Makrelenbestände zurückgehen könnten.

Die EU bereitet Sanktionen vor, über die in den nächsten Monaten, möglicherweise im Juni, abgestimmt wird. Falls es dabei bleibt, muss Dänemark als EU-Ratsvorsitzender gegen einen Teil seines Reichsgebietes, das nicht Teil der Europäischen Union ist, agieren. Das Parlament hat der zuständigen Ministerin Mette Gjerskov aufgetragen, sich der Stimme zu enthalten.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass die EU Island und die Färöer vor der Welthandelsorganisation (WTO) verklagt. In diesem Fall tritt das Kuriosum ein, dass Dänemark eine Verhandlung gegen sich selbst führen müsste, da man entsprechend der Verfassung die Färöer international vertritt. Noch hofft man, bis dahin einen Kompromiss zu finden, der die Bestände sichert und allen Fischern ein langfristiges Auskommen sichert.

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