Keine Insel
Kommentar von René Heilig
Es gibt »keine strukturellen Verbindungen« zwischen der Rockerszene und Rechtsextremisten, gab eine Sprecherin des Berliner Verfassungsschutzes gestern auf »nd«-Anfrage bekannt. Hätte sie wenigstens gesagt, dazu wolle man nichts sagen, weil derzeit bekanntermaßen Operationen gegen Rockergruppierungen laufen. Doch nein. Man behauptet, es gibt keine Verbindungen. Basta!
Wenn das tatsächlich aktueller Wissensstand des Geheimdienstes ist, sollte man die Agenten ohne Zögern in die Wüste schicken. Es sei denn, sie können wirklich nachweisen, dass sich die in den vergangenen Jahrzehnten auch in Berlin entstandene sogenannte Mischszene urplötzlich im Nichts aufgelöst hat. Dann wäre die Hauptstadt eine Insel im Sumpf organisierter Kriminalität und die Erde eine Scheibe ... Nein, hier wie überall in Europa ist die Organisierte Kriminalität - samt ihren legalen und halblegalen Zweigen - in vielfacher Weise verwoben mit kriminellen Hooligans, Blood&Honour-Leuten und anderen rechtsextremistisch motivierten Verbrechern. Es gibt jenseits ideologischer und kultureller Unterschiede immer wieder Zweckbündnisse. Wer die Flexibilität solcher Strukturen nicht sehen kann oder will, wird eines Tages jäh die Augen aufreißen, erschrecken - und mal wieder alle Verantwortung leugnen.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.