So schwer, so leicht

Salman Rushdie 65

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit einem Todesurteil leben zu müssen, ist eine tückische, zynische Erfindung der Wirklichkeit. Wo hat sich der Tod verborgen? Wie viel Zeit lässt er sich? Wann schlägt er zu? Salman Rushdie, 1989 wegen seines Romans »Die satanischen Verse« vom iranischen Revolutionsführer Ajatollah Chomeini zur tötungswerten Unperson erklärt, hat zehn Jahre quasi illegal gelebt. Von Versteck zu Versteck. Endlich einigte sich Iran mit Großbritannien diplomatisch. Die berüchtigte Fatwa, der Urteilsspruch, wurde aufgehoben. Dann schlug die Queen den Schriftsteller zum Ritter. Erneut brüllten die islamistischen Fanatiker: Tod!

Rushdie, 1947 in Bombay geboren, Sohn einer liberal-muslimischen Familie, ging in England zur Privatschule, studierte in Cambridge. Eine Sonnenseitenexistenz. Bildung, Stil, Komfort. Die angestrebte Schriftsteller-Laufbahn erbrachte bald den renommierten Booker-Preis. Dichten, Schreiben: eine Form, einen Ausdruck finden für die Unzufriedenheit mit der Welt. Also auch: für die Unzufriedenheit mit islamistischer Strenge, mit den Unverträglichkeiten zwischen westlicher Ordnung und subkontinentaler Kultur. Immer quälte Rushdie, was das Urteil gegen ihn auslöste: Sein japanischer Übersetzer wurde erschossen, sein norwegischer Übersetzer schwer verletzt; während eines Literaturfestivals in der Türkei wurde ein Hotel in Brand gesteckt, nahezu 40 Menschen starben, Überfälle auf europäische Buchhandlungen häuften sich. Und Rushdie konnte noch so sehr betonen, er sei ein muslimisch fest Gläubiger ...

Er betonte es oft, er schien dabei freilich, mitunter, mit den Augen zu zwinkern - sein Leben in New York verströmte den leichten Duft der großen weiten Welt. Romane wie »Mitternachtskinder« und »Harun und die See der Geschichten« belegen Rushdies fantasietolles Fabulieren, das sich aus Realitäten reißt, um im Gleichnis zur harten Wahrheit der Dinge zurückzukehren. Heute wird Salman Rushdie 65 Jahre alt.

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