Streit um Shopping Mall hält an

Mainz: Katholische Kirche im Visier der Projektgegner

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
Die katholische Kirche erklärte sich dazu bereit, ein Gebäude in der Altstadt zu veräußern, um einem Investor den Bau einer Shopping-Mall zu ermöglichen. Damit gerät die Kirche in die Kritik der Baugegner.

Der Streit um das Einkaufszentrum in Mainz spitzt sich zu. Nun gerät auch die katholische Kirche in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt unter Beschuss. Ihr gehören eine ganze Reihe von Gebäuden in der Altstadt. Eine Äußerung von Generalvikar Dietmar Giebelmann, das Bistum werde nicht »ohne adäquaten Ausgleich der Wohnflächen« ein Gebäude veräußern, rief nun Kritiker auf den Plan.

Gerhard Heck, ein Sprecher der Bürgerinitiative Ludwigsstraße, meinte: »Die katholische Kirche signalisiert ohne Not den Verkauf ihres bebauten Grundstücks Fuststraße.« Natürlich werde der Bauträger ECE ein Dutzend Wohnungen bauen, falls damit der Weg für seine Visionen einer gigantischen Shopping Mall in der Innenstadt geebnet werde, so Heck, der auch der Altstadt-SPD angehört. Doch ohne das Haus im Kirchenbesitz könnte ECE seine Pläne mit 100 zusätzlichen Geschäften nicht realisieren, stellte er fest.

Das Bistum hatte zuvor wiederholt erklärt, keine Immobilien verkaufen zu wollen, die sich in den Planungen für das Einkaufszentrum wiederfinden. Doch für »eine Handvoll Silberlinge« konterkariere die Kirche den Kampf gegen ein überdimensioniertes Projekt, betonte Heck.

Unterdessen kritisieren die Gegner des Bauvorhabens, dass Eingaben der Bürger nicht im Rahmen eines Forums behandelt worden sind. Doch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) stellte inzwischen klar, dass Mainz das Einkaufszentrum brauche. Zu der Kritik seines Parteifreundes Heck sagte Ebling: »Wer sich an ECE abarbeitet, weil er hier die hässliche Fratze des Kapitalismus zu erkennen glaubt, greift zu kurz.« Mit dem Einkaufszentrum biete sich nämlich die große Chance, die Altstadt städtebaulich aufzuwerten, so der Politiker.

Der FDP-Kreisvorsitzende Peter Schmitz haute in die gleiche Kerbe. Er meinte, Hecks »kapitalismuskritischer Rundumschlag« passe nicht zu der Mainzer Streitkultur. Bürgerinitiativen könnten nur eine beratende, aber keine entscheidende Rolle spielen, da sie keine demokratische Legitimation besäßen.

Weiter unklar ist unterdessen noch immer die Größenordnung des Zentrums - mal werden 25 000, dann wieder 28 000 Quadratmeter Verkaufsfläche genannt.

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