Zulauf nach Fukushima

BUND sieht sich für weiteres Engagement gut aufgestellt

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verzeichnet starken Zuwachs. Energieeffizienz und Agrarwende stehen derzeit im Mittelpunkt seiner Kampagnen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht sich im Aufwind. Die Anzahl der Mitglieder und Förderer erhöhte sich 2011 auf 464 000 Mitglieder, wie aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Jahresbericht hervorgeht. Auch die Einnahmen - neben Mitgliedsbeiträgen und Spenden auch Projektzuschüsse oder Erbschaften - erhöhten sich um drei auf rund 17 Millionen Euro. Der Verwaltungskostenanteil konnte im Vergleich zu 2010 erneut gesenkt werden. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger begreift diese Entwicklung als »Rückenwind« für seine Organisation, die verhindern wolle, »dass anstehende Entscheidungen zur Energiewende, der Agrarpolitik oder dem Naturschutz von kurzfristigen Profitinteressen dominiert werden«. Besonders erfreulich sei der Zustrom vieler junger Menschen, was Weiger in erster Linie auf den Schock zurückführt, den die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima vergangenes Jahr ausgelöst hat. Aber auch die großen Demonstrationen gegen Massentierhaltung und für eine grundlegend neue Agrarpolitik hätten viele neue Interessenten an den BUND herangeführt.

Als einen der aktuellen Schwerpunkte der Verbandsarbeit benannte Weiger die Energiewende. Deren Gegner würden nicht müde, Horrorszenarien wie Stromengpässe und enorme Preissteigerungen für die Verbraucher zu entwerfen. Dabei werde die Frage der Energieeffizienz weitgehend ausgeblendet. Allein durch den Austausch veralteter Heizungspumpen sowie »einfache Verhaltensänderungen« gewerblicher und privater Verbraucher könnte der Stromverbrauch um bis zu 20 Prozent gesenkt werden, ohne dass dies zu Einschränkungen der Lebensqualität führen würde. Der BUND-Vorsitzende forderte flächendeckende Beratungsangebote zur Energieeinsparung sowie ein Förderprogramm für Geringverdiener, um die Ersetzung veralteter »Stromfresser« durch moderne Geräte zu unterstützen.

»Dreh- und Angelpunkt für die Verringerung des Energieverbrauchs« sei aber die energetische Gebäudesanierung. Um deren Kosten sozialverträglich zu gestalten, fordert der BUND eine »faire Verteilung auf Vermieter, Mieter und den Staat«. Doch statt ein entsprechendes Programm aufzulegen, habe Bau- und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) vorhandene Mittel zugunsten des Straßenbaus umgeschichtet.

Als partiell erfolgreich wertete Weiger den jahrelangen Kampf gegen den Bau neuer Kohlekraftwerke. Diese seien aufgrund der europäischen Naturschutzrichtlinien und die Rechtsprechung der Europäischen Gerichtshofes für die Betreiber kaum noch rentabel zu betreiben. An den Standorten, wo entsprechende Anlagen weiterhin entstehen sollen, werde man den Widerstand weiter unterstützten.

Kritik übte Weiger auch an den am Mittwoch bekannt gewordenen Plänen von Umweltminister Peter Altmaier (CDU), die Suche nach einem Endlager für Atommüll zu beschleunigen. Dieser Prozess müsse stattdessen transparent für die Öffentlichkeit und möglichst gründlich ablaufen.

In der Agrarpolitik verlangt der BUND von der Bundesregierung, endlich ihre Bremserrolle in der EU aufzugeben. Die Vorschläge des rumänischen Agrarkommissars Dacian Ciolos enthielten viele gute Ansätze, wie die stärkere Kopplung der Agrarförderung an ökologische Leistungen und den Erhalt von Kulturlandschaften. Doch die Regierung verstehe sich offenbar als Lobbyistin der industriellen Landwirtschaft und versuche in Brüssel, einen Paradigmenwechsel zu verhindern, kritisierte Weiger. Er kündigte an, die Kampagnen gegen Massentierhaltung und Monokulturen für Biogasrohstoffe wie Mais fortzusetzen. Spätestens im Januar werde es anlässlich der »Grünen Woche« in Berlin wieder eine Großdemonstration geben.

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