Das lange Warten auf Karlsruhe

Tillich warnt vor Kürzungen beim Solidarpakt wegen ESM-Zahlungen

Der Tag nach der Verhandlung über die Eilanträge zu ESM und Fiskalpakt vor dem Bundesverfassungsgericht: Zufriedenheit bei der Linkspartei über die Gründlichkeit, Hoffen auf eine schnelle Entscheidung beim Finanzminister, und Sachsen findet den ESM gut, solange er keine Auswirkungen auf den Solidarpakt hat.

»Die Verhandlung war sehr ausführlich und gründlich. Nach meiner Auffassung spricht nichts gegen eine einstweilige Anordnung, mit der dem Bundespräsidenten die Ratifizierung der Verträge bis zu einer Entscheidung über die Organklage und die Verfassungsbeschwerden untersagt wird«, erklärte Gregor Gysi am Mittwoch. Tags zuvor hatte der Jurist und Linksfraktionschef in Kralsruhe bei der mündlichen Verhandlung für die Eilanträge argumentiert. Die LINKE im Bundestag ist eine der Kläger.

Zufrieden zeigte sich Gysi auch mit dem Vorschlag des Gerichts, sich für die Urteilsfindung bis zu drei Monate Zeit zu lassen und erinnert an die Rolle des Bundespräsidenten dabei: »Nun ist der Bundespräsident am Zuge. Entweder er sichert dem Gericht zu, innerhalb dieser Zeit keine Unterschriften zu leisten, oder er verweigert sich.« Dann müsste in wenigen Wochen über die Anträge entschieden werden.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte im Deutschlandfunk, er hoffe, Karlsruhe entscheide früher, und erklärte: »Wir üben keinen Druck aus.« Doch auch am Mittwoch gingen die Warnungen über negative Folgen weiter. Für die Grünen, die in Bundestag und Bundesrat für ESM und Fiskalpakt gestimmt hatten, erklärte Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck: »Das Bundesverfassungsgericht hat deutlich gemacht, dass es die negative Wirkung einer positiven Entscheidung der Eilanträge auf die Märkte sieht und deshalb wohl vermeiden will.«

In Sachsen warnte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) in einer Regierungserklärung vor Kürzungen beim Solidarpakt als Folge des ESM. Kapitalnachschüsse in den ESM aus dem Bundeshaushalt dürften nicht dazu führen, »dass es Einschnitte bei den bis 2019 gesetzlich zugesagten Hilfen für die ostdeutschen Länder aus dem Solidarpakt gibt«. Prinzipielle hält Tillich ESM und Fiskalpakt jedoch für wichtige Instrumente, um die Europäische Währungsunion dauerhaft zu stabilisieren.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal