Nazis auf Platz zwei

Kommentar von Fabian Lambeck

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Bedrohungsszenario scheint real: Bärtige Fundamentalisten randalieren in deutschen Innenstädten. Bewaffnete Einzeltäter, die sich im Internet selbst radikalisierten, schießen vor dem Frankfurter Flughafen US-amerikanische Soldaten nieder. Bundesinnenminister und Verfassungsschutzpräsident warnten am Mittwoch unisono vorm islamistischen Terror, der weit gefährlicher sei als die Gewalt von Neonazis.

Man könnte meinen, dass die militanten Neonazis nach dem Auffliegen der NSU-Terrorzelle geschwächt seien. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die braune Untergrund-Szene hat nach wie vor Zulauf und wächst, während der parlamentarische Arm der Bewegung, die der Verfassungsschutz unterwandert hat, weiterhin Mitglieder verliert. Hier zeichnet sich eine Entwicklung ab, die Innenpolitikern eigentlich schlaflose Nächte bereiten sollte. Die subkulturelle Naziszene ist so stark wie nie zuvor und zeigt dies - etwa mit Fackelmärschen durch ostdeutsche Städte. Die Behörden reagieren oft hilflos und verbieten Organisationen, die sich eigentlich gar nicht verbieten lassen.

Der »Nationalsozialistische Untergrund« könnte zum Vorbild für viele radikale Nazis werden, deren menschenverachtendes Weltbild keinerlei Hemmschwellen für den Einsatz von Gewalt kennt. Wer ohne Skrupel Obdachlose totschlägt, legt auch Bomben. Wenn der Verfassungsschutz eine Gefährlichkeitsskala einführt und die Nazis auf Platz zwei hinter die Islamisten setzt, ist das gefährlich. Dies führt dazu, dass man vor Ort eher den Moscheeverein observiert als den Nazitreffpunkt.

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