Gold und Geld

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 2 Min.

Dieser Tage wird viel über die deutsche Sportförderung diskutiert. Werden die falschen Leute unterstützt? Mit zu viel Geld? Welcher Verband kriegt eigentlich wie viel pro Olympiamedaille? Letzteres will Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) trotz eines anders lautenden Gerichtsbeschlusses noch immer nicht verraten. Man prüfe weiter einen Einspruch, bestätigte der Minister in einem Interview die Vermutung, dass er lieber mal verliert und auf Zeit spielt, so lang nur das Endergebnis stimmt. Für ein ähnlich falsches Spiel sind in London acht Badmintonspielerinnen disqualifiziert worden.

So geht Olympia also ohne Wissenszuwachs zu Ende, danach interessiert sich kaum noch jemand dafür. »Ich sehe auch das öffentliche Interesse nicht. Die Leute sehen ja selbst, welcher Verband wie viele Medaillen gewinnt«, sagte Friedrich. Nun ja: Sie, Herr Friedrich, geben der Bürger Geld für Spitzensportler aus. Das ist an sich noch in Ordnung. Doch die Bürger wollen und müssen wissen, für wen, wie viel und unter welchen Kriterien. Erst dann können sie sich eine Meinung darüber bilden, ob ihnen die Goldmedaille hier oder der 21. Platz dort zu teuer waren. Diese Debatte fürchten Politik und Sport, doch sie gehört zur Demokratie.

Ausgerechnet jetzt wird Robert Harting Olympiasieger. Der Mann, der schon häufiger eine garantierte Rente für solch erfolgreiche Athleten wie ihn gefordert hat: als Anreiz, sich im Trainingsalltag noch ein bisschen mehr zu quälen und zu schinden. Der Diskuswerfer hat sich eindeutig die falschen Spiele ausgesucht. Er wird derzeit kaum jemanden finden, der seine Forderung unterstützt. Trotz seiner starken Leistung, oder gerade deswegen. Denn Harting ist der beste Gegenbeweis für seine These. Offenbar kann auch so Gold gelingen.

Man müsste nur aufhören, Medaillen zu zählen oder sich über angeblich so schlechte Leistungen von knapp 20-Jährigen aufzuregen. Die Freude über eine Goldmedaille entsteht nicht daraus, Kasachstan überholt zu haben. Mit dieser Einstellung hätte sich vielleicht auch so manch andere Diskussion längst erledigt.

Oliver Händler ist nd-Sportredakteur und berichtet aus London von den Olympischen Spielen

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