Keinesfalls bloß Bollywood

Indian Film Festival

  • Lesedauer: 2 Min.

As the world sleeps, India awakes to freedom.« Während die Welt schläft, erwacht Indien in Freiheit. Diese Worte sprach Jawaharlal Nehru in der Mitternachtsstunde vom 14. zum 15. August 1947 in Neu-Delhi. Den 65. Jahrestag der Unabhängigkeit feiert das Land mit der weltweit größten Filmproduktion in Berlin fünftägig.

Es sei gar nicht so einfach gewesen, aus den fast tausend Spielfilmen und fünftausend Kurz- und Dokumentarfilmen, die in Indien jährlich gedreht werden, 50 auszuwählen, stöhnt die Leiterin des ersten Indian Film Festival in Berlin, Alexandra Ccahuana Tito. Die Auswahl ist gelungen. Natürlich fehlen die berühmten Melodramen aus Bollywood nicht, die übrigens durchaus oft auch soziale und politische Probleme aufgreifen, wie den Kashmir-Konflikt ( in »Veer und Zaara«, mit Sharukh Khan). Der unerbittliche, 65-jährige Streit zwischen Indien und Pakistan um diese Grenzregion steht auch im Mittelpunkt von »Inshallah Football«, den das Berliner Publikum gespannt und heiter verfolgte.

Zu sehen waren und sind Filme über Zwangsverheiratung (»Kaksparsh«), den Kampf kleiner Leute gegen Immobilienhaie (»O’ Maria«) und Landraub (»Chokher Paani«), gegen Korruption (»Singham«) sowie religiöse und Kasten-Vorurteile, die Mahatmas Prinzipien, »Satyagraha« (Wahrheit und Gewaltlosigkeit), widersprechen (»And Ghandi goes Missing«). Gezeigt wurden/ werden Thriller und Horrorstreifen, Action- und Liebesfilme, Retrospektiven und Hommagen.

Manoy Srivastava, Artistic Director des Festivals, verweist im Programmheft auf die jahrzehntelangen Traditionen deutsch-indischer Koproduktionen, die 1925 mit dem Streifen »Light of Asia« (Die Leuchte Asiens) begannen, der vom Leben des Prinzen und Religionsstifters Siddhartha Gautama, des historischen Buddhas, erzählte. Regie führte damals Franz Osten (Ostermayr), dem die Deutschen in den 20er und 30er Jahren authentische, aber auch kitschige Bilder vom fernen Subkontinent verdankten. Hinter der Kamera stand nicht nur bei diesem Osten-Werk Franz Wirsching, der bis zu seinem Tod 1967 in Bombay lebte und arbeitete.

Die Helden des Indian Film Festivals in Berlin sind indes heutige Starregisseure und Schauspieler aus Indien. Die Gelegenheit, sie live respektive ihre Arbeiten auf der Leinwand zu erleben, ist noch dieses Wochenende gegeben. Man muss nicht Hindi, Bengali oder Marathi beherrschen, sollte aber des Englischen soweit mächtig sein, um die Untertitel lesen zu können - es sei denn, man begnügt sich damit, sich am überbordendem Farbenreichtum, an mitreißender Musik und lebensfrohen Tänzen sowie faszinierenden Aufnahmen von Land und Leuten zu erfreuen. Karlen Vesper

Kino Babylon, ab 12 Uhr, ein Ticket ab 7 €, Tagespass 18 €.

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