Schwänzer und Verweigerer
Eines der Grundprobleme der Bildung ist, dass annähernd alle, die über sie reden, sich für Experten halten. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass wir alle irgendwann zur Schule gegangen sind, macht die Sache deshalb aber nicht besser. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ist eine solche Bildungsexpertin. Anfang der Woche spielte sie mit der Überlegung, Eltern von sogenannten Schulschwänzern mit einem Bußgeld zu bestrafen, die populistische Karte aus. Ihr Argument, 50 Prozent der Langzeitarbeitslosen hätten keinen Schul- oder Berufsabschluss, ist allerdings eher Ausdruck von Nicht-Wissen denn ein Beleg für Expertentum.
Schon bei der Verwendung der Begriffe schafft die CDU-Politikerin keine Klarheit. Meint sie mit »Schulschwänzer« Kinder und Jugendliche, die zwar zur Schule gehen, aber fallweise - zum Beispiel bei Schularbeiten - oder tageweise fehlen? Oder redet sie von Schülern, die über einen längeren Zeitraum nicht mehr den Unterricht besuchen? Im ersteren Fall verlassen die Schüler die Schule mit einem schlechten Zeugnis (unter Umständen ohne Abschluss) und mit so vielen dokumentierten Fehltagen, dass jedes Unternehmen, bei dem sie sich bewerben, schon beim ersten Blick auf das Zeugnis ihnen die Tür vor der Nase zuschlägt. Im zweiten Fall spricht man von »Schulverweigerung«, und bei dieser manifestieren sich psychische Ursachen wie zum Beispiel die Angst zu Versagen, Mobbing durch Mitschüler, permanente Überforderung in eine generelle Schulflucht.
Bußgelder helfen weder in dem einen noch in dem anderen Fall weiter. Bei den »Schwänzern« nicht, weil die Strafe nicht sie, sondern ihre Eltern finanziell trifft, bei den »Verweigerern« schon gar nicht; man therapiert einen Angestellten, der unter einem Burn-out-Syndrom leidet, ja auch nicht mit Gehaltsentzug.
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