Kein Grund für Mitleid
Kommentar von Uwe Kalbe
Polizei- und andere Sicherheitsbehörden könnten dem Bürger schon leidtun. Erst tanzen ihnen die Mörder des faschistischen Untergrunds auf der Nase herum, dann spottet die Öffentlichkeit darüber. Da wird es Zeit für Gegenmaßnahmen. So warnt das Bundeskriminalamt vor neuen, schlimmeren Terroranschlägen von Rechts, und dass die Behörde dabei Politiker als gefährdete Gruppe heraushebt, dürfte diese mit Sorge erfüllen. Damit wäre dann auch schon der bemerkenswerte Teil, womöglich gar der Sinn der Nachricht benannt, denn dass Personen des öffentlichen politischen Lebens, jüdische Einrichtungen und Ausländer zu den potenziellen Zielen von Neonazigewaltakten zählen könnten, darauf kommt man zur Not auch ohne Polizeiausbildung.
Die Polizeigewerkschaft liefert den zweiten Teil der Botschaft. Dass Polizei und Verfassungsschutz immer wieder als »Deppen« dargestellt würden, werde den Tatsachen und den Leistungen der Gescholtenen nicht gerecht. Zumal der Gesetzgeber einer erfolgreichen Tätigkeit ständig Steine in den Weg lege - zum Beispiel mit seiner Datenschutzhysterie. Also: freie Hand für freie Behörden? So wie beim unkontrollierbaren Einsatz von V-Leuten in der Naziszene? Da sei die Auflösung des Verfassungsschutzes vor! Soviel Ignoranz gegenüber dem entscheidenden Vorwurf - der strukturellen Blindheit gegenüber dem gefährlichen Potenzial rechter Ideologie ist dann auch der Grund, warum die schwer gescholtenen Sicherheitsbehörden einem leidtun könnten. Nicht können.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.