Einseitige Elitenförderung

Kommentar von Jürgen Amendt

  • Lesedauer: 1 Min.

Langsam wird es eng für Annette Schavan. Ihr Vorhaben, dem Bund mehr Mitspracherechte und damit Gestaltungsmöglichkeiten im Bildungswesen einzuräumen, wird voraussichtlich am Widerstand der SPD-geführten Bundesländer scheitern. Damit wäre ein weiteres Reformprojekt der CDU-Ministerin vom Tisch. Es steht symptomatisch für die einseitig auf Elitenförderung setzende Bildungspolitik der ehemaligen Elite-Studentin Schavan. Sie möchte Geld in die Spitzenforschung an ausgewählten Universitäten pumpen; die SPD-Länderminister dagegen hätten gern mehr Geld vom Bund für Ganztagsschulen, frühkindliche Bildung, Förderung von Benachteiligten.

Es ist ein alter Streit, der hier erneut ausbricht. In der Politik geht es per Definition darum, Entscheidungen danach auszurichten, dass sie dem Wohl der Gesamtheit dienen. Gutwillig interpretiert, hat auch Annette Schavan das Ganze im Sinn, wenn sie auf die Stärkung der Spitze setzt. Ihre Logik: Wer die Besten zuvorderst fördert, treibt den Wettbewerb an, durch den sich schließlich alle verbessern. Das klingt gut, führt aber in der Praxis zur inzestuösen Reproduktion der Elite. Schlimmer noch: Wer das Ganze aus dem Blick verliert, zementiert soziale Ungleichheit und Benachteiligung. Die Kinder der Reichen brauchen nicht unbedingt Ganztagsschulen, die der Armen aber schon.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal