Bankpolitik

Kommentar von Grit Gernhardt

  • Lesedauer: 1 Min.
Bei Großkonzernen läuft die Personalpolitik etwa auf die gleiche Weise ab wie bei Fußballvereinen die nach mehreren verlorenen Spielen obligatorisch stattfindenden Trainerdiskussionen: Zuerst werden etwaige Trennungsgerüchte eifrig dementiert und als Medienspekulation abgetan, am Ende muss der Coach aber üblicherweise doch seine Bank räumen. Nur dass bei Unternehmen – wie aktuell bei der Deutschen Bank – normalerweise nicht nur ein Arbeitsplatz zur Disposition steht; im schlimmsten Fall sind es tausende.

Und im Gegensatz zum geschassten Trainer, der meist schnell bei einem anderen Verein unterkommt und zudem in der Regel eine nicht unerhebliche Ablösesumme kassiert, sehen die Jobperspektiven für weggesparte Bankmitarbeiter in der Krise wohl eher schlecht aus. Besonders beim Investmentbanking wollen die Institute den Rotstift ansetzen, nachdem sie in Erwartung riesiger Gewinnspannen jahrelang alle verfügbaren Kräfte in diesem Bereich zusammengezogen hatten. Die Mitarbeiter müssen die unrealistische und für die gesamte Weltwirtschaft nachhaltig fatale Geschäftspolitik der Manager nun ausbaden – ebenso wie mancher Fußballtrainer überzogene Erwartungen seines Vereins. Während den Coaches aber zumindest die Hoheit über die Ersatzbank obliegt, können tausende Beschäftigte in diesen Tagen nur hilflos abwarten, was das sparwütige Führungsduo der größten deutschen Bank demnächst über ihre Zukunft bekanntgeben wird.

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