Luftangriff auf Hochheim

Fluglärm-Betroffene wollen Partei gründen

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
Wegen des Fluglärms durch den Airport Frankfurt am Main wollen die Gegner des Fraport-Ausbaus jetzt eine Partei gründen. Ziel ist der Einzug in den hessischen Landtag.

Beschränkte sich der Protest gegen den im Rhein-Main-Gebiet ständig wachsenden Fluglärm bisher auf Aktionen von Bürgerinitiativen, so bekommt er jetzt eine zusätzliche politische Dimension. Der engagierte Fluglärmgegner Klaus Zimmer aus Hochheim hat in einem Zeitungsinterview wegen des »unerträglichen Lärms« die Gründung einer Partei angekündigt. Diese könnte dann bei der hessischen Landtagswahl im kommenden Jahr antreten, um die Anliegen der vom Fluglärm betroffenen Bürger zu vertreten.

In der in einer Flugschneise liegenden Gemeinde Hochheim würden die Bürger regelrecht aus der Luft angegriffen, beklagt sich Hammer. Entscheidungen fielen nun einmal im Parlament, begründete er seinen Plan. Schließlich seien Flugsicherung und Fraport staatliche Betriebe. Hammer: »Unsere Partei soll ideologiefrei sein und die Interessen der betroffenen Bürger vertreten und ins Parlament transportieren.« Wenn Fraport-Chef Schulte meine, ein Großteil des Lärms sei Kopfsache, dann fehle ihm der Respekt vor den Menschen und deren Würde.

Unterdessen wird es auf der sogenannten Südumfliegung am Frankfurter Flughafen noch lauter. Bei Westwind werden laut Deutscher Flugsicherung auch schwere Maschinen wie Airbus A 380 und Boeing 747 die neue Route nutzen. Mit Inbetriebnahme der neuen Landebahn war bereits ein großer Teil der Flüge auf die Südumfliegung verlagert worden, nur nicht die großen Jets. In Zukunft werden nun 95 Prozent aller Abflüge in nordwestlicher Richtung über die Südumfliegung verlaufen. Es wird damit gerechnet, dass 2016 dann alle Flugzeuge die Südumfliegung nehmen werden. Wie die Deutsche Flugsicherung mitteilt, sind im Juli noch durchschnittlich 150 Maschinen über die Südumfliegung geflogen. Diese Zahl dürfte sich jetzt bei entsprechenden Wetterverhältnissen auf bis zu 190 erhöhen.

In Rheinhessen wird die neue Entwicklung mit großer Sorge beobachtet. Da die schweren Flugzeuge tiefer fliegen, dürfte auch der Lärmpegel erneut ansteigen. Schon jetzt wehren sich zahlreiche Gemeinden mit Protestaktionen gegen die wachsende Lärmbelastung aus der Luft.

Der Mainzer Innenminister Roger Lewentz (SPD) hat die »einseitige Verschiebung der Lärmbelastung« in die Gemeinden südlich des Flughafens sowie nach Rheinland-Pfalz kritisiert. Einzelne Gemeinden hätten jetzt an 365 Tagen im Jahr unter dem Fluglärm zu leiden. Der Minister versicherte, das Land werde Klagen gegen die Südumfliegung unterstützen. Politiker im Mainzer Stadtrat rechnen damit, dass die Proteste gegen die Lärmbelastung in nächster Zeit noch zunehmen werden.

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