Geschichte ist brutal.
Es ist nicht ehrenrührig, dass Marx die Zukunft nicht vorauszusagen vermochte. Doch hat er sich von der Illusion verführen lassen, ein Dialektiker zu sein. Er war blind dafür, dass da Begriffe ins Spiel kamen, die mit dem von ihm oder anderen entdeckten Klassen nichts zu tun hatten.
Der Mensch möchte nur zu gern in die Ferne blicken und malt sich Zukunftsvisionen aus, die sich in seiner Einbildung beim Ineinandergreifen hunderter Entwicklungsmöglichkeiten ergeben. Doch seiner absoluten Hilflosigkeit wird er sich bewusst, wenn er vor die Aufgabe gestellt wird, den Zusammenhang von Personen und der nur dunkel wahrgenommenen Objektivität zu lösen. Das nämlich ist des Pudels Kern. Es kommt darauf an, die Persönlichkeiten in ihrem unbewussten Drängen nach Selbsterhöhung an die äußerst spröde Realität anzupassen.
Gigantisch und im Sand verlaufen
Marxens Prognose ist vollgültig, wo er die Vergangenheit analysiert und den Übergang vom Feudalstaat zum Kapitalismus aufzeigt. Dabei hebt er - mit einem winzigen Zungenschlag den »gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen« erwähnend - hervor, dass die bürgerliche Gesellschaft im Vergleich mit der mittelalterlichen ein enormer Fortschritt war. Doch stieß er sofort an die ihm gesetzten Grenzen, wo er die Abfolge der Gesellschaftsformationen wahrzusagen sich erkühnte. Er meinte, die sich entwickelnde Arbeiterklasse zur machtausübenden erklären zu müssen und setzte diese - als »Diktatur des Proletariats« - auf die nächste Stufe zur Vervollkommnung des Menschengeschlechts. Doch dies ist ein kapitaler Fehlschluss. Das Proletariat, das - trotz aller Äußerlichkeiten - eine ausgebeutete Klasse bleibt, hat kein Eigentum und kann sich deshalb nicht in die von Eigentum und Eigentümern geprägten Widernisse einbringen. Marx hat diesen Widerspruch gar nicht erkannt, wohl aber den Kampf registriert, mit dem sich die Werktätigen wehren. Neue, bis zu ihrer Entdeckung unvorstellbare und sich erneut im Nebel unbekannter Kontraste auflösende Widersprüche gestalten die Geschichte der Menschheit. Wachsende Erkenntnis gibt dem Forscher Gelegenheit, die Geschichte immer wieder neu zu interpretieren. Die Zweifel werden geringer, doch der Nullpunkt wird nie erreicht.
Wenn jemand kurz nach Lenins Tod gesagt hätte, dass die Menschheit vor der Vernichtungskraft der Atombombe erzittern wird - man hätte ihn für geistesgestört erklärt. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert häuften sich die Gefahren, ob in der Technik oder auf mentalem Gebiet: Selbsterhöhung des Menschen, Geltungssucht der Jugend oder Beharrungsvermögen des Alters. Die Jugend rebelliert nicht gegen die Verhältnisse. Der Prolet fliegt über Ozeane, fährt einen Mittelklassewagen und wohnt unter Bedingungen, die noch vor einem Menschenalter unvorstellbar waren. Der Arbeitsplatz hat sich verändert, die Rolle der Frau auch. Gewiss, das alles ist bei weitem nicht ausreichend, aber es wird, wie es der Maxime des ewigen Kreislaufs entspricht, weiter gestritten. Da sind noch (nicht zu vergessen!) die Krankheiten des Kapitalismus, zum Beispiel die Arbeitslosigkeit, die dem Erwerbslosen einen stumpfen Blick abtrotzt. Aber auch da hat der Kapitalist Vorsorge getroffen: Als erste Barriere die Arbeitslosenversicherung, die der Herrschende zuließ, weil er sich selbst und seinen Mehrwert erhalten will.
Der proletengleiche Ingenieur oder der ingenieurähnliche Arbeiter - sie schaffen gemeinsam den ungeheuren Reichtum, der heute so groß ist wie nie zuvor. Gewiss, da sind noch die unterentwickelten Länder, deren noch-nicht-Proletarier und landarme Bauern bittere Not leiden. Nicht zu übersehen ist, dass der Hunger in ehemals sozialistischen Ländern schlimmer als in den alten kapitalistischen Staaten wütet. Die Kindersterblichkeit nimmt immerhin ab. Und immer mehr Länder schwenken auf den Kurs der wandlungsfähigen Demokratie ein. Doch wie viele Menschen führen noch unter irrwitzigen Losungen Kampf gegen Andersfühlende und -denkende.
Die Revolutionen, die die Menschheit erlebt hat, sind teils gigantisch gewesen, teils im Sande verlaufen. Aber sind sie - bis auf Ausnahmen - nicht mehr als Eruptionen nach den Katastrophen gewesen, in die blinde Beherrscher die nichts sehenden Massen gezwungen haben. Möglicherweise sind die Revolutionen des aufsteigenden Bürgertums, die auch über das Ziel hinausschossen - man denke an die Jakobiner mit ihrem Freiheits-, Gleichheits- und Brüderlichkeitsdeklarationen - die einzigen Revolutionen, die diesen Namen verdienen. Hat sich nicht die Bourgeoisie an das geraubte Eigentum geklammert, und hielt sie nicht, trotz einiger Ausrutscher, an diesem Eigentum fest?
Allen vergangenen Revolutionen wohnte ein Hauch von Aussichtslosigkeit an. Die Aufständischen, die 1917 in Russland die Macht ergriffen, wussten am Tage danach nicht, was sie mit der ihnen zugefallenen Macht anfangen sollten. Es sind nicht nur die Kriege, die die endlosen Marschkolonnen ausbluten, nicht nur die Missernten, die die Menge verkraftet - es ist das Elend, dass die breiten Massen drückt. Die Erhebung in Österreich, die deutsche Novemberrevolution mitsamt ihren Opfern, die ungarische Räterepublik mit ihren Freiheitsgesängen, ja selbst der türkische Aufstand unter Kemal Atatürk - sie sind doch nur Produkte des Ersten Weltkrieges. Nach ihrem Aufbegehren ging es weiter wie bisher. Zwar wurden ein paar diskreditierte Leute ausgetauscht, doch hielt die Bourgeoisie - eine andere Klasse war nicht da - das Heft weiterhin in der Hand. Und wie war es bei der Oktoberrevolution 1917?
Auch sie zunächst eine Revolution gegen den Krieg. Doch waren unter dem Zaren die für bürgerliche Revolutionen bereitstehenden Persönlichkeiten gewachsen - aber sie kamen nicht zum Zuge. Der Bolschewismus nahm ihnen den Wind aus den Segeln. Dass die Sowjetmacht - für mehr als 70 Jahre! - gesiegt hatte, war im Grunde auf den in der Stunde der Bewährung übermächtigen Lenin zurückzuführen. Aber auch er war unter dem alten Regime nicht einmal unterster Beamter gewesen. Allein durch seine Suggestivkraft und Rednergabe hatte er ein Häuflein aufgeschlossener, durch den Antisemitismus verbitterter Juden um sich geschart. An sich war er ein verarmter Adliger, dem sein gehenkter Bruder auf den Pfad der Revolution getrieben hatte.
Wladimir Iljitsch (der »Alte«) hatte schon 1902 den von Marx aufgestellten Grundsatz zerpflückt, dass die Befreiung der Arbeiterklasse nur das Werk der Arbeiterklasse selbst sein könne. Er verpflichtete sich den Berufsrevolutionären und beließ der Arbeiterklasse nur noch den ökonomischen Kampf. Mit der ihm ergebenen Kaderpartei glaubte Lenin, könne er eine Revolution entfesseln. Von 1903 bis 1912 scheiterte er jedoch an den Denkern: Sasulitsch, Plechanow, Axelrod, Dan, Martow. Doch noch vor dem Weltkrieg gelang es ihm, eine Partei mit unbekannten und wenig gebildeten Mitgliedern zu gründen - die Bolschewiki.
Schon bald winkte jedoch die Bewährungsprobe. Die Massen stürzten den einfältigen Zaren und seine ihn bevormundende Gattin. Die Macht wurde von Politikern ergriffen, die nach links rückten, aber dennoch darauf bedacht waren, den Krieg, der sich dank der Alliierten zum Siege neigte, bis zum Ende durchzufechten. Nicht so Lenin. Er griff die noch vor kurzem abgelehnte populäre Losung der Sozialrevolutionäre auf und verlangte die Macht. In den Wirren, die sich in der Hauptstadt ausbreiteten, nahm er, von Leo Trotzki tatkräftig unterstützt, den Smolny ein mitsamt der Regierungsgewalt. Sein Helfershelfer, Trotzki, verdammte die in der Folgezeit einberufenen Bauern: Entweder Du verblutest vor dem Feind oder Du wirst vor ein Erschießungskommando gestellt. Selbstverständlich wählten die Mobilisierten das geringere (und trotzdem noch große) Risiko.
Vor, zurück und nicht viel weiter
Lenin schloss alsbald den ungünstigen Frieden von Brest-Litowsk und schickte seine Sendboten aus, um die von deutschen Truppen okkupierten Gebiete des Russischen Reiches zum Aufruhr zu verleiten. Seltsam, dass er nie an einen Frontbesuch dachte und die anfallenden Sachen von seinem Schreibtisch aus erledigte. Da unterschrieb er fantastische Dokumente, verfügte die Ermordung von Feinden und veröffentlichte auch ab und zu mal einen Artikel in der »Prawda«. Die Arbeiter, denen er anfangs in Petrograd, später in Moskau den Kommunismus versprach, waren versucht, mitgerissen vom egalitären Trend, für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung einzuspringen. Lenin blieb - nie korrupt - für die einfachen Proleten und die Rotarmisten eine über alles erhabene Autorität.
Vom Bürgerkrieg bedrängt, experimentierte er mit dem Kriegskommunismus, musste sich aber nach dessen totalem Zusammenbruch überzeugen, dass die verschämte Einführung des Kapitalismus in Gestalt der NÖP (die anfangs für einige Gouvernements geheim gehalten wurde) für sein Regime rettend war. Dann aber widersprach er sich selbst, je nachdem, worauf er hinauswollte, blies zum Rückzug und zugleich zum Vorpreschen.
Nach mehreren Attentaten auf sein Leben begannen sich die Politbüromitglieder, sobald Lenin sich krankmeldete, heimlich über ihn lustig zu machen.
Mal auf die Weltrevolution hoffend, bald an ihr verzweifelnd, erlitt Lenin alsbald drei Schlaganfälle, vermochte sich nicht mehr auszudrücken und endete mit dem resignierten Eingeständnis (1923): »Ich werde Gemüse züchten.« Aber kam da nicht ein dialektischer Widerspruch aus der diesigen Wolke des Zarenreiches? Gab es nicht noch einen Weg (oder Irrweg)? Jedenfalls versprach Lenin kurz vor seinem Tode, dass die Länder des Ostens, also China und Indien - in denen nur ein kümmerlicher Anfang des Proletariats vorhanden war - mit der Sowjetordnung voranschreiten werden. Das war ein 100-prozentiger Abgang vom Marxismus. Davon ausgehend setzte Lenin - von der »Weltrevolution« enttäuscht - die nationalistischen Vorboten höher an als die neue Sowjetordnung. Und richtig: Die russische Revolution wurde von dieser Maxime geprägt - der nächste Vorreiter war ein Georgier.
Nach dem Tode Lenins, der seine Mannschaft ohne Anführer verlassen hatte, kämpften um die Massen der schon halb resignierte Trotzki, der die »Überindustrialisierung« favorisierte, Sinowjew, der auf die »Weltrevolution« setzte, sowie Bucharin, der die Bauern ausbeuten wollte. Der Gewinner aber war Stalin, der über eine ausgeprägte Hassbereitschaft und ein exzellentes Gedächtnis verfügte. Er hatte sich nur soweit, als es seine eigenen Belange betraf, mit der Theorie beschäftigt, war aber im Kaukasus aufgewachsen und erinnerte sich noch an die blutigen Fehden, die zwischen den Völkern dort veranstaltet wurden. Obwohl er in der Oktoberrevolution keine Rolle gespielt hatte, setzte er - wohlgemerkt nach Lenins Tod - einen Passus über einen »Parteirat« in ein später aufgefundenes Papier. Die Historiker fragten entgeistert (bis vor einer Weile, als der Betrug entdeckt wurde), welche Rolle dieses Gremium gespielt habe.
Seine noch zu Lebzeiten Lenins gewählte Stellung als Sekretär des ZK nutzend, kostete es Stalin aus, seine Rolle in der Partei auszubauen. Von Sinowjew und Bucharin als Nichtintellektueller verachtet, ließ er das ihn belastende Testament Lenins verschwinden, legte einen Schwur an dessen Grabe ab und verkündete zwei »Lenin-Aufgebote«, um den Einfluss der in die Partei hineinströmenden Arbeiter zu vergrößern. Er korrigierte die von Lenin geprägte Formel der Weltrevolution und verkündete den Aufbau des Sozialismus in einem Lande. Damit beeindruckte er die jungen Burschen, die von nun an beobachteten, dass Russland der Menschheit voranginge.
Stalin erreichte, dass man ihm bis zu seinem 50. Geburtstag (1929) zur eheren Parteielite rechnete; danach wurde er als »Führer« gefeiert. Bucharin, der zum Sekretär der Kommunistischen Internationale aufgestiegen und am Feldzug gegen Sinowjew und Kamenjew beteiligt war, sagte: »Stalin ist unser Schicksal.«
Unter der Vorherrschaft des neuen Mannes kamen Prozesse in Gang, die er über den Staatsanwalt (erst - den später ermordeten - Krylenko, dann Wyschinski) gegen die ihn beängstigenden Rivalen führte. Da ging es um die katastrophalen Fehlprognosen im Donbass, um das ausgedachte menschewistische ZK, um die erfundenen terroristischen Gruppen. Er setzte, sich auf Lenin berufend, durch, dass die Kollektivierung zügig begann (wobei er sich stets im Hintergrund zu halten bemüht war). In den Jahren 1929 bis 1933 wurden eine Unzahl Bauern ausgesiedelt, verbannt. Die Situation in dem riesengroßen Land spitzte sich immer mehr zu. Ströme entwurzelter Menschen durchfluteten die Bahnhöfe. Schon waren auf dem Parteikongress die Ergebnisse der Kollektivierung gefeiert worden (aber die Brotkarten wurden eingeführt), schon waren Sinowjew und Kamenjew »Wortführer einer neuen Opposition«, war Bucharin als »Wegbereiter« einer parteifeindlichen Strömung gemaßregelt worden, da kam es zu einer Fülle kaum glaublicher Prozesse. Im Gefolge des 1. Dezember 1934, mit dem Mord an Kirow, den Stalin initiiert hatte, wurden die ZK der abhängigen Parteien ausgeschaltet. Das armenische und ukrainische ZK wurden zu 100 Prozent ausgelöscht, die nichtrussischen Führungen zu 95 Prozent von - wie es damals hieß - »Verrätern« gereinigt. Vor die Erschießungskommandos kamen als erste Sinowjew und Kamenjew, dann nach ein oder zwei Jahren Bucharin, Rykow, Pjatakow, Postyschew, Kossior, Tschubar, Eiche und weitere »Volksfeinde«. Wer nicht spurte, mit dem wurde kurzer Prozess gemacht. Krestinski wagte Einspruch zu erheben, doch wurde er am nächsten Tag gezwungen klein beizugeben. Tomski beging Selbstmord, Trotzki wurde 1940 ermordet. Der GULAG füllte sich mit Leuten, die sich eigene Gedanken machten, und sehr bald auch mit gedankenlosen Bürgern.
Nikita Chrustschow gab in seiner Geheimrede auf dem XX. Parteitag (1956) kund, dass 40000 Offiziere und von den 1966 Delegierten des XVII. Parteitages (1934) bis 1939 allein 1108, also weit mehr als die Hälfte, hingerichtet worden sind. Von 139 ZK-Mitgliedern waren 98 in diesen fünf Jahren ermordet worden. Und das war noch bagatellisiert. Chrustschow, der seit 1938 Politbüromitglied war und sich selbst schützen wollte, wetterte gegen Sinowjew, Kamenjew und Bucharin und beschuldigte sie des Verrats zugunsten Englands und Japans. Wie viel Sowjetbürger in der Knochenmühle umgekommen sind - niemand weiß es. Schätzungen gehen von 10 bis 20 Millionen aus.
In den ersten zehn Tagen des Zweiten Weltkrieges verkroch sich der um sein Leben bangende Stalin, der als »Vaterlandsverräter« verhaftet zu werden glaubte, in seiner Datscha. Aber er unterschätzte sich und das Regime - er war als Galionsfigur unverzichtbar. Er kam aus seinem Versteck heraus, trat am 3. Juli 1941 auf und buhlte erfolgreich um die Gunst der USA und Englands. Doch sein strategisches Denken war unterentwickelt. Er versuchte sich in ungenau geplanten Umgehungsschlachten, bis die Hitlerwehrmacht an die Tore Moskaus pochte. Aber Stalin konnte bestehen, mit der Zeit lernte er, die Schlachten seinen Generälen zu überlassen. Indes, auch sie praktizierten den dumpfen russischen Grundsatz: Dampfwalze voran! 27Millionen Tote gibt Gorbatschow an.
Sozialismus verkam zu einem leeren Wort
Sieger werden nicht gerichtet. Stalin schwor die Kommunistischen Parteien auf sein Land ein. Polen, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, doch auch die nicht selbstständigen KP Frankreichs und Italiens mussten dran glauben. 1948 folgte die Tschechoslowakei. Ein Jahr später wurde die DDR gegründet.
Doch da kam ein heute noch nicht durchschaubares Phänomen hinzu. Je weiter es nach Osten ging, desto mehr Nationalismus wurde dem Ökonomischen hinzugemischt. In China, wo die Revolution 1949 siegte, blieb bald nur noch das leere Wort vom »Sozialismus«. Von Nordkorea und Vietnam ganz zu schweigen.
Doch auch Stalin lebte nicht ewig. Zum Schluss schaute er auf die Liste derjenigen, die er heimlich verdächtigte: Keiner der »großen Führer« sollte überleben: Molotow, Kaganowitsch, Woroschilow. Doch dann starb er, und die Machtkämpfe unter seinen Schützlingen explodierten. Übrig blieb Chrustschow, der - eine mutige Tat! - die Parteiveteranen, soweit sie noch am Leben waren, rehabilitierte. Schließlich wurde auch er selbstherrlich und 1964 von Breshnew, der den Stalinkult partiell wieder aufleben lassen wollte, abgelöst. Die Leute merkten, dass es mit ihrem Lande nicht vorwärts ging. Nun kam zum Tragen, dass es in der Sowjetunion keinen mehr gab, der Breshnew mitsamt dem Stalin-Kult ablösen konnte. Seine Nachfolger stellten keine Alternative dar. Zum Schluss kam der jugendliche Gorbatschow - ein Mann, der von sozialistischen Absichten beseelt war, doch mit dem Russland den Abschied nicht nur vom Sozialismus, sondern auch von nationaler Einigung erlebte. Er ließ die Verbündeten fallen und verkaufte die DDR...
Der Sozialismus in seiner bisherigen Form hat versagt. Offenbar geht es nicht ohne das widerwärtige Privateigentum, das die Widernisse in der Öde hervorruft. Der Eigner ist dem Philantropen voraus.
Wie gesagt: Geschichte ist brutal.
Der Geschichtsprofessor Wolfgang Ruge, ehemals Akademie der Wissenschaften der DDR und Mitglied des Ältestenrates der PDS, lebt und arbeitet in Potsdam.
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