Sterben und nicht wissen warum

Unter den 20000 Straßenkindern von Mexiko-Stadt grassiert Aids

  • Diego Cevallos, Mexiko-Stadt
  • Lesedauer: 2 Min.
Während Nichtregierungsorganisationen versuchen, den durch Aids gefährdeten Kindern in Mexikos Hauptstadt ein Mindestmaß an Fürsorge angedeihen zu lassen, sind sich viele von ihnen inmitten ihres von Drogen und Prostitution gezeichneten Alltags der tödlichen Gefahr gar nicht bewusst.
Viele obdachlose Kinder auf Mexiko-City Straßen haben kaum eine Vorstellung von Aids - und den Möglichkeiten, sich davor zu schützen. Manche tauschen gratis verteilte Kondome gegen Drogen. Einige sterben sogar an den Folgen der Krankheit, ohne je erfahren zu haben, womit sie infiziert waren. Der junge Raúl hatte Glück im Unglück. Nachdem er vier Jahre auf sich selbst gestellt auf der Straße gelebt hatte, wurde seine HIV-Infektion dank eines kostenlosen Tests in einem frühen Stadium entdeckt. Heute erhält er psychologische und medizinische Hilfe und dürfte dank der medizinischen Fortschritte mindestens eine Frist von zehn Jahren gewonnen haben. In dieser Zeit, so hofft der Junge, werde man schon eine Möglichkeit zur Heilung der tödlichen Krankheit finden. Einige Organisationen bieten zwar kostenlose HIV-Tests an. Das Problem ist jedoch, dass viele Straßenkinder nicht wiederkommen, um die Ergebnisse zu erfahren. Es gebe genügend Kinder auf der Straße, die auf Grund von Infektionen oder Durchfall jämmerlich zu Grunde gingen, ohne zu wissen, was der Grund für ihre Krankheit sei, beklagt Alejandro Nuñez, der Programmleiter der internationalen Hilfsorganisation »Casa Alianza«. Die Krankheit boomt erst in den letzten Jahren unter den Straßenkindern, die ersten Fälle in Mexiko-Stadt wurden 1994 registriert. Inzwischen dürften nach Ansicht von Experten etwa sieben Prozent der überwiegend zwischen 13 und 17 Jahre alten Straßenkinder mit der tödlichen Immunschwächekrankheit infiziert sein. Eines der Hauptprobleme im Kampf gegen Aids unter Straßenkindern ist der Umstand, dass für sie der ungeschützte Sex mit Außenstehenden oft das einzige Mittel ist, um für Drogen, Nahrung oder Schutz zu bezahlen. Sexuelle Beziehungen zwischen Mitgliedern der Gruppe sind eher selten und verlaufen, wenn überhaupt, meist monogam. In Mexiko steht Aids inzwischen bei Männern zwischen 25 und 44 Jahren an dritter Stelle der häufigsten Todesursachen. Nach Schätzungen des Weltkinderhilfswerks UNICEF sind in dem lateinamerikanischen Land mindestens 150000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Trotzdem gibt es nach Ansicht von Nuñez Fortschritte - etwa ein funktionierendes Netz qualifizierter Mediziner, die zur Hilfe bereit seien. Seitdem sei die Lebenserwartung der infizierten Jugendlichen massiv in die Höhe gegangen. (IPS)

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.