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Verliebt in die Insel
Gabriele Jaskulla: Aus Bielefeld nach Hiddensee
Dabei hätte die Autorin das gar nicht nötig gehabt, denn sie kann durchaus angenehm erzählen, ruhig und unaufgeregt. Schön sind Passagen über das mit den Jahreszeiten wechselnde Leben der Vögel auf der Insel, die von Norden nach Süden hier durchziehen. Sie zeigt wirkliches Gespür für die Natur dieser Küstenregion. Anrührend auch die Liebesbegegnungen des Paares. Hier liegen die Stärken des Romans. Und die Autorin weiß mit dessen Bausteinen beherzt umzugehen: Geschichten mit Pferden machen sich immer gut, Pferde sind im Alltag der weitgehend autofreien Insel lebenswichtig. Und als Julia in einer Regen- und Sturmnacht die verletzte Stute Leila rettet, verliebt sie sich gleich noch in den scheinbar groben, galligen Tierarzt, der in Wahrheit ein verletzlicher Mensch ist. Auch später sind es wagemutige Aktionen mit Pferd und Wagen über das brüchig werdende Eis der zugefrorenen See, in denen sich Hanno bewährt und Julia ihm zu Hilfe kommen kann. Es ist eine Liebesgeschichte nicht ohne Hindernisse und Dramatik, aber eine, die gut ausgeht am Ende, als jeder seinen Platz gefunden hat.
Es scheint, die Erzählerin selbst hat sich in die Insel verliebt. Mit einfühlsamem Verständnis beschreibt sie deren Landschaft, diese »uralte Schildkröte«, wie sie im Herbst daliegt unter ihrem Mantel aus Gräsern und Heide, »sanft gewölbt, der Inselrücken ein wenig bucklig von so viel Geschichte«. Natürlich war es 40 Jahre lang eine ostdeutsche Geschichte, aber man sollte nicht nachträglich so vieles verzeichnen. Vielleicht verzichtet sie ja beim nächsten Buch auf solche Missgriffe als Zugeständnis an einen arg naiven Zeitgeist und lässt Dinge, von denen sie nicht genug versteht, beiseite, dann kann es doch bestimmt was werden.
Gabriela Jaskulla: Ostseeliebe. Roman. btb bei Bertelsmann. 348 Seiten, geb., 19,90 EUR.
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