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  • Kultur
  • „Giovannis Zimmer“ in der Brotfabrik

Versuchte Selbstfindung

  • Lesedauer: 2 Min.

In seinem Roman „Giovannis Zimmer“ schildert James Baldwin das Scheitern einer Männerliebe an der Angst des einen vor den Reaktionen seiner Gesellschaft; auch aber an seiner Furcht, den Schritt ins Unkontrollierbare zu wagen. Steffen Kaiser versucht in seiner Inszenierung auf der Brotfabrik-Bühne, die natürliche Lebendigkeit von Baldwins Sprache in dramatischer Form neu auferstehen zu lassen, was ihm leider nur teilweise gelingt.

Die beiden Schauspieler Jens Schmieder und Michael Laricchia geben sich alle Mühe, die Dialoge und Monologe des Buches überzeugend wiederzugeben. Doch ihr Spiel ersetzt nur ungenügend die Sensibilität der „verbindenden“ Texte des Schriftstellers. Um den Wortgefechten der Darsteller einen mit Sinn versehenen Hintergrund zu verleihen, verwendet Kaiser symbolhafte Szenen: so zum Beispiel Spiele mit einem Frauenkleid, das für die Frau und damit für den Draht zu einem ganz normalen bürgerlichen Leben steht. Einige seiner Ideen sind originell und auch notwendig, um das Stück überhaupt erst verständlich zu machen. Ohne sie wäre es nur eine Aneinanderreihung vordergründiger Gespräche, uninteressant und plump. Doch auch so fehlt dem Stück die übergreifende Tiefe des Buches, das eben nicht einfach nur Aufklärungslektüre ist, sondern einfühlsam die versuchte Selbstfindung eines Menschen schildert. ELSA BRY

Nächste Vorstellungen: Do/Fr, 19 Uhr, in der Brotfabrik, Prenzlauer Promenade 3, Weißensee.

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