Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Kultur
  • „Giovannis Zimmer“ in der Brotfabrik

Versuchte Selbstfindung

  • Lesedauer: 2 Min.

In seinem Roman „Giovannis Zimmer“ schildert James Baldwin das Scheitern einer Männerliebe an der Angst des einen vor den Reaktionen seiner Gesellschaft; auch aber an seiner Furcht, den Schritt ins Unkontrollierbare zu wagen. Steffen Kaiser versucht in seiner Inszenierung auf der Brotfabrik-Bühne, die natürliche Lebendigkeit von Baldwins Sprache in dramatischer Form neu auferstehen zu lassen, was ihm leider nur teilweise gelingt.

Die beiden Schauspieler Jens Schmieder und Michael Laricchia geben sich alle Mühe, die Dialoge und Monologe des Buches überzeugend wiederzugeben. Doch ihr Spiel ersetzt nur ungenügend die Sensibilität der „verbindenden“ Texte des Schriftstellers. Um den Wortgefechten der Darsteller einen mit Sinn versehenen Hintergrund zu verleihen, verwendet Kaiser symbolhafte Szenen: so zum Beispiel Spiele mit einem Frauenkleid, das für die Frau und damit für den Draht zu einem ganz normalen bürgerlichen Leben steht. Einige seiner Ideen sind originell und auch notwendig, um das Stück überhaupt erst verständlich zu machen. Ohne sie wäre es nur eine Aneinanderreihung vordergründiger Gespräche, uninteressant und plump. Doch auch so fehlt dem Stück die übergreifende Tiefe des Buches, das eben nicht einfach nur Aufklärungslektüre ist, sondern einfühlsam die versuchte Selbstfindung eines Menschen schildert. ELSA BRY

Nächste Vorstellungen: Do/Fr, 19 Uhr, in der Brotfabrik, Prenzlauer Promenade 3, Weißensee.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal