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Thesen von Angst vor Ausländern
Für Wirbel sorgt seit kurzem der Soziologieprofessor Karl Otto Hondrich am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seine Thesen zu den Themen Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus haben ihm inzwischen den Ruf eines „Nationalsoziologen“ beschert.
Die Vorstellung, wer Deutscher sei und wer nicht, könne man „nicht kurzerhand ignorieren, austricksen, vergewajtigen“, schreibt Hondrich in seinem Aufsatz „Das Fremde in uns - Soziologische Überlegungen zur Ausländerfeindlichkeit“ Die rassistisch motivierten Gewalttaten der letzten Jahre in Deutschland seien zuallererst von „unorganisierten Jugendlichen“ begangen worden, meint der Soziologe. Die These, daß verantwortliche Eliten in der heutigen Bundesrepublik Ausländerfeindlichkeit schürten, sei abwegig. Allenfalls könne man davon ausgehen, daß
sich gewisse Politiker ausländerfeindlicher Töne bedienten, „um Wählerstimmen zu gewinnen“ Gesellschaftliche Eliten hätten zudem mit den Ausländern eine latente Koalition gegen das Volk gegründet.
Ursache für die Ausländerfeindlichkeit, so Hondrich, sei die durch Verletzung der „kollektiven Identität“ entstandene Angst vor der „Kollektiverscheinung Ausländer“. Die Abwehrhaltung des „Ausländerfeindes“ gegenüber dem Fremden sei deshalb verständlich.
Ob solcher Einschätzungen fällt es Hondrich schwer, Forderungen nach gesetzlichen Maßnahmen gegen Rassismus und Nationalismus zu folgen. Der doppelten Staatsbürgerschaft und dem erleichterten Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit erteilt er ebenso eine Absage wie Versuchen, durch soziale und jugendpolitische Maßnahmen den latent vorhandenen Rassismus einzudämmen. Dahinter vermutet er eine „Straf- und Umerziehungsaktion“ Als Alternative empfiehlt er eine Kontrolle der Grenzen, um sicherzustellen, daß „nicht zuviele Ausländer auf einmal ins Land gelassen werden“.
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