Was einen Deutschen vor 288 Jahren in die dänische Kolonie Tranquebar auf indischem Boden trieb
Unter anderen Umständen wäre der Ort an der südostindischen Coromandel-Küste mit dem klangvollen Namen Tharangambadi „Dorf der tanzenden Wellen“, weil Bengalisches Meer und Morgensonne sich zu einem zauberhaften Naturspiel vereinen - wohl Touristenmagnet. Schöne Strände hat er zu bieten, Palmen, blaues Meer und Sonne satt. Unter historischem Aspekt als „Hauptstadt“ der einstigen dänischen Kolonie Tranquebar stellt das Dorf gar eine Einmaligkeit auf dem Subkontinent dar.
Doch Tharangambadi ruht heutzutage in sich selbst, weltabgeschieden am Rande Indiens, nur über eine schmale löchrige Küstenstraße nach halsbrecherischer Busfahrt zu erreichen. Kein Reiseführer hält das Nest für erwähnenswert, obwohl es die Regierung des Bundesstaates Tamil Nadu 1977 zum geschichtlich wertvollen und somit denkmalsgeschützten Areal erklärte.
Hierher verschlägt es höchstens ab und an mal einen Dänen oder Deutschen. Beide Nationen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Die evangelischen Missionare Bartholomäus Ziegenbalg aus Halle und Heinrich Plütschau aus Mecklenburg kamen, dem Ruf von Dänen-König Friedrich IV folgend, vor 288 Jahren in die kleine, ein paar hundert Kilometer südlich von Madras gelegene Kolonie. Der engagiertere von beiden muß wohl Ziegenbalg gewesen sein, denn nur auf sein Vermächtnis stößt man immer wieder, und er gilt schließlich auch als Gründer der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche.
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