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  • Kultur
  • Die Klaus-Renft-Combo, einst Kultband der DDR, dann verboten, kämpft weiter ums Überleben

Ratlos, doch nicht ohne Hoffnung

  • Lesedauer: 2 Min.

Ich habe Ihnen.. mitzuteilen, . .daß damit die Gruppe Renft als nicht mehr existent anzusehen ist.“ Bei einer Einstufung vor publikumsleerem Saal besiegelte Ruth Oelschlegel, Chefin der Konzertund Gastspieldirektion Leipzig, am 22. September 1975 das Schicksal der Renft-Combo. Von wegen „Ketten werden knapper“, wie die Band in einem ihrer populärsten Titel zuvor noch hoffnungsfroh sang. Daß Erich Honecker persönlich das Ende der wohl ehrlichsten DDR-Rock-Band befürwortete, erfuhr Klaus Jentzsch (Renft) erst aus seinen Stasi-Akten.

Trotzig, aber noch naiv vertrauend, bat er im Dezember 75 in einem dreiseitigen Brief an den Fürsten um Gehör für die Probleme der Band mit der Kulturbürokratie. Honecker antwortete eine Woche später knapp an das Kollektiv Renft: „Es ist veranlaßt, daß die von Ihnen geschilderte Situation und die damit zusammenhängenden Probleme sorgfältig geprüft werden.“ Das Todesurteil

für die Band aber war längst beschlossen. Denn Tabuthemen wie Republikflucht, in der „Ballade vom kleinen Otto“ besungen, fanden keine Nachsicht. Jentzsch durfte 1976 ausreisen, weil er eine Griechin heiratete. Monster Schoppe und Kunert mußten wegen der Unterschrift für Biermann in den Knast und verließen dann die DDR.

Die Wenden hat die alte Geschichte lebendig werden lassen. Monster wohnt wieder in Leipzig, und auch Klaus Renft fühlt sich erneut zum Osten hingezogen. Die Band ergriff die Chance für einen Neuanfang. Wenn auch Kunert nicht mehr mitmachen wollte und Cäsar nach zwei Wochen Proben ausstieg. Trotzdem - aus der damals angepeilten Tournee wurden inzwischen fünf neue Jahre Renft. Aber noch

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