Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Ein Holzpferd wird lebendig

JANOSCH: „Von dem Glück, Hrdlak gekannt zu haben“

  • Lesedauer: 2 Min.

Bett getrieben hätte, wäre Norbert Fürchtegott womöglich nicht zur Welt gekommen...

Aber ach, dem Jungen fehlts im Oberstübchen. Hannek, sein saufender Vater, und Else, seine lebensuntüchtige Mutter, lassen ihn das täglich spüren. In Hrdlak findet er den einzigen Menschen, der ihn so akzeptiert, wie er ist. Hrdlak schnitzt ihm ein Pferd, eigentlich ist es nur ein Stück Holz mit vier Stöcken. Doch Hrdlak läßt es durch das Gras galoppieren, und das Stück Holz wird unter seinen Händen lebendig. Von da an läßt Norbert Fürchtegott das Geschenk selbst zum Schlafen nicht mehr los - bis die Mutter es heimlich verbrennt. Schlimmer noch, er wir4 verprügelt, wenn er sich zu Hrdlak schleicht, denn wer mit Dummen zusammen ist,

Janosch: Von dem Glück, Hrdlak gekannt zu haben. Roman. Goldmann Verlag München, 220 S., Leinen, 32DM.

wird selber dumm. Und eines Tages verschwindet Hrdlak aus dem Dorf. Kaum einer vermißt ihn. Nur Norbert Fürchtegott weiß, was für ein Glück es war, in dieser kalten Welt einen Menschen wie Hrdlak gekannt zu haben.

Und wer Hrdlak kennt und Norbert Fürchtegott, weiß ein bißchen mehr von Janosch, der als Horst Eckert 1931 im polnischen Zaborze geboren wurde. Er ging nur widerwillig zur Schule, begann als 13jähriger eine Schlosser- und Schmiedelehre,- wollte Maler werden. Doch - ähnlich wio Norbert Füfchtegött - 'sclii'eii

er für nichts Talent zu besitzen. Mehrfach kam er nicht einmal durchs Probesemester Aber er malte weiter, in einer Art, die wohl nur Kinder verstehen können. Eher zufällig kam Janosch zu seinem ersten Kinderbuch: „Die Geschichte vom Pferd Valek“ Seit 1969 sind von ihm über 100 Kinderbücher erschienen, die in 25 Sprachen übersetzt wurden. Und jedes ist der Vorsuch Janoschs, seiner Kindheit zu entkommen, die der von Norbert Fürchtegott so ähnlich war

Janosch, der sich die ersten 25 Jahre seines Lebens nach dem Tod gesehnt hat, weil er geschlagen, gedemütigt wurde, ist allen Menschen gegenüber mißtrauisch. Am liebsten sei es ihm, sagte er einmal, wenn ihn niemand kennt. Er zog weit weg aus Deutschland, nach Teneriffa. An seiner Tür steht kein Name, in -seinem Haus gibt es kein Telefon.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.