- Kultur
- Werke von Jona Mach in der Frankfurter Galerie B.
Der Haß hat keine Farbe
Jona Mach Foto: Schech
Nach vierzig Jahren kehrte Jona Mach erstmals nach Deutschland zurück. Die Nazis hatten den 1917 in Breslau geborenen Juden 1935 vertrieben. Der Sohn eines bekannten Diplomingenieurs und Baumeisters zahlreicher Brücken und Hochhäuser war damals nach Palästina gelangt. Als Mitglied des Kibbuz Maoz Chaim lebte er, nach eigenem Bekunden, „jahrelang auf dem Pferd und wurde x-mal verwundet“, während er in der Hagana kämpfte. „Das junge Israel brauchte in den ersten Jahren alles andere, nur keine Künstler. So wurde ich ein Fighter an der Seite von Wingate und Moshe Dayan, allerdings nicht um zu siegen und andere zu unterwerfen, sondern um dem Frieden einen Schritt näher zu kommen.“ So beobachtete er auch den Friedensprozeß mit großem Opti-'mismus. ;,Über allem, was ich“ gemacht habe, standen die Freundschaft und die Gemeinsamkeit mit den arabischen Nachbarn. Deshalb hoffe ich, daß die rechte Minderheit in Israel bald die Hände heben wird. Es ist die einzige Chance für unsere Zukunft.“
Für die israelische Security organisierte der Sozialist im Europa der späten 40er Jahre illegal den Transport von Überlebenden des Holocaust. „Das alles waren Dinge, die von oben auf mich gesetzt wurden“, erinnert sich der 7 7j ährige. „Nach 15 Jahren meinte ich: Jetzt hast du genug für das
Land getan und darfst auch einmal an dich denken.“ Das bedeutete für Mach, sich endlich der Kunst zuzuwenden, die ihn seit Kindertagen begleitet hat. Der Vater zweier Kinder . siedelte nach Jerusalem um, gründete das Künstlerhaus mit und lebt heute im Künstlerviertel Yemin Moshe. Als Akademieprofessor widmete er sich der „Erziehung durch Kunst“, der Erweiterung des Kunstunterrichts „als Teil des Lebens“ und der Lehrerausbildung.
1975 kam Mach auf Einladung des Goethe-Instituts nach Worpswede und hielt sich in den folgenden Jahren unter anderem irn Künstlerhaus Wiepersdorf auf. „Ich fand ein anderes Deutschland als das, was in meiner Erinnerung lebte. Ich lernte eine ganz andere Art von Menschen kennen und
schätzen, als sie mich aus dor Vergangenheit begleiteten.“
Die kleine Frankfurter Galerie B. stellt erstmals in Deutschland ^soine Arbeiten zum Thema Fremdenfeindlichkeit aus. Ein Thema, das den Künstler seit zwei Jahren beschäftigt. Neben Illustrationen zu der Novelle „Die Rache des Jud Süss Opponheimer“, in der Helmut G. Haasis den antisemitisch geprägten Prozeß gegen den Hoffaktor von Herzog Alexander von Württemberg aufgreift, zeigt Mach zahlreiche weitere Blätter Der Maler, dessen Werk von großformatigen, in kraftvollen Tönen agierenden Bildern dominiert wird, verzichtet dabei völlig auf Farben. Die Blätter eine Auswahl aus rund 60 Arbeiten - sind von einer direkten, unverschlüsselten Symbolhaftigkelt, verweisen auf das Kreatürliche in Leid und Hoffnung, Demut und Aufbegehren.
Der Maler will diese Bilder nicht als politische, dem Zeitgeist geschuldete Polemik verstanden wissen, sondern als menschliche Äußerung zu einem Phänomen, von dem jeder Jude seit 2 000 Jahren betroffen sei. „Es ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich dieses Thema aufgegriffen habe, und ich bin froh, daß ich diese Ausstellung hier zeigen kann.“
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