Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Eggert scheidet aus allen Amtern

Rücktritt als Sachsen-Minister und CDU-Vize / Keine Klage gegen Sex-Vorwürfe Von MARCEL BRAUMANN, Dresden

  • Lesedauer: 2 Min.

Sachsens Innenminister Heinz Eggert trat am Montag nach wochenlanger öffentlicher Debatte um Vorwürfe sexueller Belästigung von Mitarbeitern von seinem Regierungsposten im Freistaat wie auch als stellvertretender Vorsitzender der ßundes-CDU zurück. Sein Mandat im sächsischen Landtag will Eggert jedoch behalten.

Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf zeigte sich „traurig“ über den Rücktrittswunsch seines Innenministers, dem er gleichwohl entsprochen hat. Gleichzeitig zweifelte Biedenkopf erstmals öffentlich die Seriosität der Anschuldigungen angeblicher sexueller Belästigung an, die überwiegend ehemalige Mitarbeiter erhoben hatten. Wer wie Eggerts

früherer Redenschreiber Uwe Seifert erst 1995 Anstoß an vermeintlichen Vorfällen aus den Jahren 1992 und 1993 nehme, nach denen er noch um Verlängerung seines Dienstverhältnisses nachgesucht hatte, verhalte sich „unverständlich“

Durch die Untersuchungen des einstigen Landesarbeitsgerichtspräsidenten Dirk Neu-

mann hat Biedenkopf „keine zusätzlichen Erkenntnisse gewonnen“. Eggerts Innenministerium leitet bis zur Regelung der Nachfolge weiterhin, wie schon seit der Beurlaubung vor einigen Wochen, Justizminister Steffen Heitmann.

Eggert, der gestern eine eigene Pressekonferenz abhielt, will sich erst mal von führenden politischen Ämtern fernhalten. Er sei, so in seiner Rücktrittserklärung, „noch nie so erniedrigt und entwürdigt worden“ wie in der letzten Zeit und müsse zunächst Abstand gewinnen. Die öffentliche Diskussion habe ihn chancenlos gemacht, da ihm „das Gesicht

zerschlagen“ worden sei. Er werde trotzdem keine gerichtlichen Schritte gegen seine ehemaligen Mitarbeiter einleiten, da das Ganze nicht beweis- und belegbar sei.

SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Kunckel begrüßte zwar den Rücktritt, sieht aber mit Blick auf die Rolle des Ministerpräsidenten weiter Aufklärungsbedarf. Der frühere PDS-Fraktipnsvorsitzende Klaus Bartl „bedauert,, daß Eggert nicht bis zu einer rechtsverbindlichen Klärung durchgehalten hat.“ Ihm widerfahre nun selber „leider das Schicksal, das er anderen zuteil werden ließ“.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -