Ritterbau Erfurt: Absturz nach Senkrechtstart
Zehn-Mann-Betrieb stieg zum Großunternehmen auf, doch das wurde zum Gemischtwarenladen Von PETER LIEBERS
Pleiten von Baufirmen gehören in Thüringen zum Alltag. Bei der Erfurter Ritter Bau GmbH ist das ein wenig anders. Mit 800 Beschäftigten ist der Betrieb das letzte größere Bauunternehmen in Ostdeutschland. Anfang Juli mußte Ritter Bau Konkurs anmelden. Die Banken, die den Aufstieg begleiteten, stiegen aus. Für diese „Marktbereinigung“ interessiert sich die Philipp Holzmann AG - wie auch für den Rest der Ritter Bau GmbH.
Der heute 39jährige Bauingenieur Hans Ritter, der bis 1989 mit seinem Handwerksbetrieb mit zehn Beschäftigten einen Jahresumsatz von 300 000 DDR-Mark verbuchte, nutzte die Wende zu einem furiosen Senkrechtstart. Er kaufte von der Treuhand das Erfurter Bau- und Montagekombinat für acht Millionen Mark, übernahm die Erste Baugesellschaft Leipzig, für die ihm die Treuhand 80 Millionen Mark Liquiditätsh'ilfe nachreichte, und baute sein Imperium durch den Kauf weiterer Firmen bis 1993 schließlich zu einem Unternehmensverbund mit 2 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 400 Millionen Mark aus. Er beschränkte sich nicht auf den Bausektor, sondern raffte auch noch ein Hotel. Den Baustoffhandlungen gesellte sich noch eine Gastronomie- und Freizeit GmbH hinzu.
Wir waren am Ende ein Kolonialwarenladen, sagte Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz Kaltschmidt dem ND. Er räumte ein, daß die derzeitige Situation durchaus auf Managementfehler zurückzuführen ist, verwies aber zugleich darauf, daß die Banken an dem
Wildwuchs wesentlich mitbeteiligt waren. Da Ritter kaum über Eigenkapital verfügte, wurde das Geschäft von mehreren Kreditinstituten finanziert, die sehr wohl über die finanzielle Situation des Unternehmens informiert waren. Seit einem halben Jahr war allen Beteiligten klar, daß Ritterbau in den Ruin schlittert. Statt energische Schritte zur Bereinigung der Situation zu tun, wurde, aber zunächst langwierig und ergebnislos verhandelt.
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