- Kultur
- „Heiße Spur aus Afrika“, ein Kinderkrimi von ANDREAS SCHLÜTER
Die stumme Marion und das lispelnde Chamäleon
Ein so seltsames Detektivgespann hat es in der Literatur wohl selten gegeben! Marion ist ein intelligentes, aufgewecktes Mädchen, das die Klasse 5a einer Gesamtschule besucht. Marion liest gern und viel, am liebsten Kriminalromane. Was soll sie sonst tun? Mit den anderen Kindern Ballspielen geht nicht, denn sie kann nicht rufen, wenn sie frei vor dem Tor steht und angespielt werden möchte..Marion
ist stumm. Aber auch ihr Dr. Watson wird von seinen Geschwistern und Bekannten als Sonderling, als „Behinderter“ angesehen, denn er kann seine grüne Hautfarbe nicht wechseln und verspeist auch keine Insekten - Kambu ist ein Chamäleon, das nicht „normal funktioniert“. Durch Zufall gerät er, in einer Bananenstaude sitzend, nach „Teuchland“ und ins Einkaufsnetz von Marions Oma. Kambu hat eine beson-
Andreas Schlüter: Heiße Spur aus Afrika. Altberliner Verlag. 237 S.. Pappbd. 22 DM.
dere Fähigkeit, er kann sich mit allen Lebewesen, ob Mensch, ob Tier, verständigen. Zwar lispelt er ein wenig...
Kambu will zurück nach Afrika, gemeinsam mit der Vogelspinne Bimbala, die wie er auf das Schiff nach Deutsch-
land gelangte. Ein Befreiungsversuch aus dem Tierpark scheitert; Bimbala ist verkauft worden und seither verschwunden. Eine heiße Spur finden Marion und Kambu durch Tobias, einen schüchternen Jungen, der sich Mühe gibt, Marions Lippen zu lesen und die Taubstummensprache zu erlernen. Wie sie bei der Jagd nach Bimbala einer Bande von verbrecherischen Tierhändlern auf die Schliche kommen und schließlich sogar Oliver, einen arroganten, rüpelhaften Klassenkameraden, aus einer schlimmen Gefangenschaft befreien, kann Kind ab 11 Jahre in dem Roman „Heiße Spur aus Afrika“ von Andreas Schlüter nachlesen.
Andreas Schlüter (geb. 1958) zählt seit seinem Computerkrimi „LEVEL 1 - Die Stadt der Kinder“ (1994) und dessen Fortsetzung „Der Ring der Gedanken“ (1995) nicht nur zu den erfolgreichsten, sondern offenbar auch zu den
produktivsten deutschen Kinderbuchautoren. Geschickt baut er die Story auf, spannend, witzig und originell führt er sie zu einem nachdenklich stimmenden Ende.
Eine reaiitätsferne Geschichte mit sprechenden Tieren? Mitnichten. Es geht um Verständnis für den anderen, den Andersartigen, um Möglichkeiten, einander zu verstehen - mit oder ohne Worte, durch Laute, Gesten, Gebärden. Orte und Personen sind der Wirklichkeit entnommen, dem Geschehen liegt ein tatsächlicher Fall zugrunde - nur Kambu, das lispelnde pflanzenfressende Chamäleon, ist eine Erfindung. Schade eigentlich, denn wohl jeder Leser wird diesen ungewöhnlichen Helden liebgewinnen - also Kinder, versteckt dieses Buch vor Euren Eltern, denn wenn sie es in die Finger bekommen, werden sie anfangen zu lesen und garantiert nicht vor Seite 257 aufhören!
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