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  • Die Tage von NATO-Chef Claes scheinen gezählt

Sitzfleisch

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Kohl lernen, heißt siegen lassen, muß sich NATO-Generalsekretär Willy Claes gesagt haben, und probierte sich im Aussitzen. Seit Jahren schon schwelt der sogenannte Agusta-Skandal. Und spätestens seit diesem Frühjahr verdichtete sich der Verdacht, daß auch der einstige Brüsseler Wirtschaftsminister in die Schmiergeldaffäre um die italienischen Kampfhubschrauber verwickelt ist. Doch mit limburgischer Sturheit wies der erste Mann der Allianz immer wieder jede Schuld, Mitverantwortung und Rücktrittsforderung zurück.

Auch jetzt, als das Oberste Gericht Belgiens die Aufhebung seiner Immunität empfahl, weil es ihn wegen Korruption, Urkundenfälschung und Betruges anklagen will. Dabei mußte Claes nach anfänglichem Leugnen

doch schon zugeben, daß er vom Spendenangebot des Rüstungskonzerns für seine Sozialistische Partei gewußt hat. Und inzwischen gibt es nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Aussagen und Belege dafür, daß er noch viel tiefer im Korruptionssumpf steckte.

Langsam bekommt man auch bei der NATO kalte Füße, nachdem man sich bisher gegenüber allen Vorwürfen erstaunlich taub gestellt hat. Gleichgültig, ob der nun tagende belgische Parlamentsausschuß der Empfehlung des Gerichtes folge oder nicht, so ist immer häufiger zu hören, müsse Claes zurücktreten, um in dieser für den Pakt zwischen Bosnien und Osterweiterung so schwierigen Phase nicht zur Belastung zu werden. Seine Tage als NATO-Chef scheinen endgültig gezählt. Ja, vielleicht braucht er bald ganz besonderes Sitzfleisch.

OLAF STANDKE

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