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  • Sport
  • Hans Rinn, der erfolgreichste Rennrodler der Welt, ist heute Form- und Modellbauer

Warum er die WM in Altenberg schwänzt

  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn am Freitag auf den Altenberger Kurvenlabyrinth die Weltmeisterschaften mit dem Mannschaftswettbewerb beginnen, wäre er natürlich liebend gern dabei gewesen. Nicht als Aktiver freilich, auch nicht als Schlittenmechaniker - aber eben als begeisterter

halt ihren Preis, oft einen zu hohen, wie ihm heute scheint.

Der seit eh und je bescheidene Hans Rinn riskierte zwar nie die große Lippe, wußte aber stets genau, was er wollte. Das trug ihm bei den Oberen des ASK Vorwärts Oberhof mitunter den Vorwurf ein, „eigensinnig“ zu sein. So wollte er schon nach Olympia 1980 zurücktreten, doch der „Parteiauftrag“ kannte kein Pardon.

Rinn, der 1980 in Jena sein Fernstudium in der Elektrotechnik abgeschlossen hatte und danach, wie er erzählt, „unbedingt raus aus dem Sport und rein in einen technischen Beruf wollte, fuhr also noch bis 1983 weiter „Aus Disziplin und Gehorsam fungierte ich auch danach noch jahrelang als Schlittenmechaniker beim Klub und in der Nationalmannschaft.“

Nach der Wende kehrte der technisch begabte Tüftler Oberhof endgültig den Rücken und baute sich in der Nähe von Ilmenau eine neue berufliche Zukunft als Form- und Modellbauer auf. „Ein gewaltiger Kraftakt bis an die Schmerzgrenze“, resümiert er seine ersten marktwirtschaftlichen Erfahrungen.

Nach kurzer Liaison als Nebenbei-Mechaniker beim Bob- und Rodelclub Winterberg für einen Winter („Wenn

man einen Schlitten maßschneidern will, muß man Tag und Nacht bei den Athleten sein, das konnte ich mir zeitlich nicht leisten“) zog sich Hans Rinn 1992 endgültig aus dem „Rodelgeschäft“ zurück.

Aus seinem Einmannbetrieb sind inzwischen drei geworden, und hergestellt werden dort Wasserrutschen („Das Geschäft läuft so bis in den Juni hinein“) und Sommerbobs („Die füllen das Loch danach“). Vor drei Jahren hatte er einen solchen „Funktionsbob“ entwickelt, mit dem auf nacktem Beton gefahren werden kann. Nach mehrfachen Erprobungen auf der Oberhofer Bahn fertigte er inzwischen drei Sommerbobs an, auf dem maximal fünf Leute Platz haben und die in Oberhof im Einsatz sind.

Daß Hans Rinn seiner sportlichen Liebe treu geblieben ist, verblüfft keineswegs. Wohl schon eher die Antwort auf die Frage, wann er denn das letzte Mal auf einem Rodel gesessen habe. „Erst am letzten Wochenende, und zwar auf der Plastebahn unweit von meinem Haus in Ilmenau. Die schon vor fünf Jahren geschaffene 400 m lange Bahn konnte nach 1991 nun zum zweiten Male richtig vereist werden. Und da war ich natürlich mit dabei.“

JÜRGEN HOLZ

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