Olefinverbund unter Dow-Regie nimmt Gestalt an
Aber Unterzeichnung des Abkommens für die Rostock-Böhlen-Pipeline vorerst verschoben Von HANS-DIETER VATER
Vor acht Monaten war der Bau einer Rohstoff-Pipeline zwischen Rostock und Bohlen noch zwischen der US-amerikanischen Dow Chemical und dem französischen Ölkonzern Elf Aquitaine umstritten. Die Leitung ist für die im Dow-Tochterunternehmen BSL (Buna Sow Leuna Olefinverbund GmbH) gekoppelten Betriebe in Schkopau, Leuna und Bohlen existentiell. Elf dagegen befürchtete, die Pipeline könnte neben Rohstoffen auch Benzin tranportieren, was der Mitteldeutschen Erdölraffinerie (MI-DER) in Leuna Wettbewerbsnachteile brächte.
Die Aussicht auf Profit und auch die Hoffnung auf Ar-
beitsplätze bringen aber immer mehr gemeinsame Interessen im Chemiedreieck hervor Nach längeren Verhandlungen scheint sich das auch für die Pipeline zu bestätigen. Als man zur Vertragsunterzeichnung zwischen BSL und MIDER für den 10. April einlud, schien alles klar: Die Rohrleitung von Rostock nach Bohlen wird das erste amerikanisch-französische Gemeinschaftsprojekt auf ostdeutschem Boden sein. Doch nur eine Stunde später wurde die Unterzeichnung wegen notarieller Terminschwierigkeiten vorerst verschoben:
Frühestens im Sommer kann auch der endgültige Vertrag zur Übernahme des mittel-
deutschen Olennverbundes Buna, Bohlen, Leuna durch Dow unterschrieben werden-. Doch ist die Umstrukturierung bereits im Gange. Eine Anilinfabrik, die als Teil des Privatisierungsvertrages von der EU nicht genehmigt und deshalb nicht mitfinanziert wurde, wird in Bohlen schon gebaut. Die 180-Millionen-Investition von Dow kostet nun Sachsen gut 50 Millionen Mark Förderung.
Für vier Buna-Geschäftsfelder, gegen deren Stillegung sich die Belegschaft stemmte, werden zur Zeit Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt. Entweder modernisiere Dow die Anlagen allein oder beteilige Partner an deren
Weiterführung, sagte BSL-Geschäftsführer Bart Groot. Mit drei Firmen sei man im Gespräch, damit sie sich als Kunststoffverarbeiter in
Schkopau niederlassen. Bis zum Jahr 2000 würden so 500 Arbeitsplätze geschaffen. Als die Idee des Olefinverbundes entstand, gab es in den betroffenen Werksteilen 25 000 Beschäftigte. In diesem Jahr werden allein im ehemaligen Bunawerk über 600 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Im nächsten Jahr werden es hier noch einmal 1000 sein. „Mit insgesamt 2500 Mitarbeitern im Olefinverbund“, so der BSL-Chef, „werden wir die Wettbewerbsfähigkeit erreicht haben, um weltweit verkaufen zu können.“ Dafür soll auch
der Forschungsbereich in Buna mit 200 Arbeitsplätzen erhalten bleiben.
Noch verdienen 1500 Arbeitskräfte beim sogenannten Rückbau ihr Geld. Das 430 Hektar große Werksareal muß geräumt werden, 100 Kilometer Rohrleitungen sind zu erneuern. Und für die Neuinvestitionen werden bald Stahlund Anlagenbauer gebraucht. Allein in diesem Jahr vergibt Dow Chemical Aufträge für 1,2 Milliarden Mark. Mehr als 40 Prozent sollen Unternehmen der Region erhalten. Dafür hat die BSL eine Investitionsvorbereitungsgesellschaft ins Leben gerufen, die die 500 auf einer Anbieterliste stehenden Firmen begutachtet.
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