Gen Z öfter krankgeschrieben, aber kürzer

Die Generationen liegen in Sachen Gesundheit und Arbeitswelt nicht sehr weit auseinander

Die Rate akuter Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung bleibt seit der Pandemie weiter auf einem relativ hohen Niveau im Vergleich zu früheren Jahren.
Die Rate akuter Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung bleibt seit der Pandemie weiter auf einem relativ hohen Niveau im Vergleich zu früheren Jahren.

Konflikte zwischen Generationen sind nichts Neues, ebenso gab es immer Klischees von diesen Konflikten. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit schaute sich das genauer an. Im Fokus standen bei einem neuen Report die Arbeitswelt und die Frage, wie sich die sogenannte Generation Z (Gen Z) darin behauptet. Letztere umfasst die Jahrgänge zwischen 1995 und 2010. Mit 8,3 Millionen Menschen stellen sie ein Fünftel der 43 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland.

Diese Gruppe kennt und nutzt digitale Medien schon von Kindheit an. Sie hat die Pandemie erlebt, von deren Maßnahmen sie besonders belastet wurde. Laut DAK-Vorstandschef Andreas Storm gehört die Hilflosigkeit in der Pandemie zu den grundsätzlichen Lebenserfahrungen der Gen Z.

Die Spaltung der Gesellschaft wurde aber danach nicht überwunden, sondern es kamen weitere disruptive Ereignisse hinzu, darunter der Ukraine-Krieg. Laut Studienautorin Susanne Hildebrandt, Bereichsleiterin beim Iges-Institut, lebt diese Generation auch unter den Bedingungen eines zunehmenden Fachkräftemangels und damit der hohen Nachfrage von Unternehmen nach ihrer Arbeitskraft.

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Die Jüngsten in der Gruppe dürften mit 15 Jahren eher selten bereits in der Arbeitswelt angekommen sein, aber der Bericht erfasst auch die Auszubildenden, zudem junge Leute, die ein duales Studium machen. Jenseits davon bleibt eine größere Gruppe der Gen Z unberücksichtigt: Alle anderen Studierenden sowie jene, die Bürger- oder Arbeitslosengeld beziehen, also auf Arbeitssuche sein könnten. Arbeitslosigkeit liegt in dieser Altersgruppe mit 8,2 Prozent höher als im Durchschnitt. Experten führen dies zum Teil auf wertlose, also kaum nachgefragte Abschlüsse zurück.

Was die Betriebe in Deutschland betrifft, sind Generationenkonflikte hier durchaus nachzuweisen. Laut dem DAK-Report berichten auch 28 Prozent der Gen Z von solchen Spannungen zwischen verschiedenen Altersgruppen. Jede und jeder Vierte von ihnen fühlt sich dadurch stark oder sogar sehr stark belastet. Fast ein Fünftel stört sich wiederum überhaupt nicht an derartigen Konflikten. Im Durchschnitt von allen Beschäftigten werden sie von 23 Prozent erlebt, und 18 Prozent von dieser Gruppe nimmt sie als Belastung wahr.

Im Branchenvergleich werden die Konflikte am häufigsten (nämlich von je 30 Prozent der Beschäftigten) im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in Erziehung und Unterricht beobachtet. Diese Bereiche sind laut der Böckler-Stiftung mit 72 bis 80 Prozent deutlich frauendominiert. Laut Iges-Expertin wuden aber Genderaspekte in der DAK-Studie »nicht vertieft untersucht«, wie es auf nd-Nachfrage heißt.

In Bezug auf die Entwicklung des Fachkräftemangels ist aber schon der Befund zur Konfliktwahrnehmung ein weiteres Warnsignal dafür, dass insbesondere für Frauen (und vor allem Mütter) die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssen. Dass unter den Branchen Generationenkonflikte am wenigsten in Unternehmen der Datenverarbeitung und der Informationsdienstleistungen beobachtet werden, passt dazu. Laut Branchenverband Bitcom liegt der Männeranteil allein in der Informatik bei etwa 80 Prozent.

Unterschiede belegt der DAK-Report bei den Krankschreibungen. Entgegen Klischees von der vermeintlichen Faulheit der unter 30-Jährigen lag ihr Krankenstand 2024 bei 4,7 Prozent gegenüber 5,4 Prozent aller DAK-versicherten Beschäftigten. Deutlich größer ist der Unterschied bei der Zahl der Krankschreibungen: Für 2024 wurden hier 42 Prozent mehr AU-Fälle gezählt im Vergleich mit allen Beschäftigten. Im Durchschnitt sind die unter 30-Jährigen aber wesentlich kürzer krankgeschrieben.

Aus der Pandemie gelernt haben im Umgang mit Infektionen alle Generationen: Laut Report vorsichtiger geworden sind 49 Prozent aller Beschäftigten, geringfügig mehr mit 54 Prozent die unter 30-Jährigen. Letztere melden sich dann eher präventiv krank, damit Husten oder Schnupfen sich nicht noch verschlimmern. Die Zahl der »Atemwegsfehltage« ist bei ihnen deutlich höher als bei allen Beschäftigten.

Zum Teil dürfte sich das auch damit erklären, dass Jüngere weniger oft im Homeoffice arbeiten können. Hierbei splittet sich die Gruppe der unter 30-Jährigen auf: Die 15- bis 24-Jährigen haben den geringsten Anteil an mobil Beschäftigten, die 25- bis 34-Jährigen hingegen den höchsten.

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