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Volks- und Raiffeisenbanken: In ruhigem Fahrwasser
Die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken ziehen eine positive Jahresbilanz
Während des »Internationalen Jahres der Genossenschaften« bewegen sich die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (VR) scheinbar in ruhigem Fahrwasser. Davon wird Verbandspräsidentin Marija Kolak Mitte der Woche berichten, wenn sie den endgültigen Jahresabschluss der genossenschaftlichen Finanzgruppe in der DZ Bank in Frankfurt am Main vorstellt. Im zurückliegenden Geschäftsjahr verbuchte die DZ Bank ein, in Worten des Vorstandsvorsitzenden Cornelius Riese, »sehr gutes Ergebnis«. Nach Steuern von rund 2,4 Milliarden Euro verbuchte sie ein beachtliches Gewinnplus von sieben Prozent.
Keine Selbstverständlichkeit angesichts der schwierigen Lage der deutschen Wirtschaft: Unternehmen leiden unter hohen Energiekosten, einer schwachen Nachfrage sowie erhöhter Wettbewerbsintensität. Hinzu kommen eine geringe Konsum- und Investitionsneigung – »Ausdruck der allgemein hohen Verunsicherung von Firmen und Verbrauchern«. Die schwache Konjunktur führt mittlerweile zu einer steigenden Zahl von Firmenpleiten. Das spüren auch die VR-Banken. Um die erhöhten Ausfallrisiken abzufedern, wird mehr Geld unproduktiv in die Risikovorsorge gesteckt.
»Trotz der zahlreichen Herausforderungen konnten wir unseren Wachstumspfad fortsetzen und das sehr gute Ergebnis des Vorjahres übertreffen«, freut sich DZ-Bank-Chef Riese. Das »diversifizierte Geschäftsmodell« habe sich in diesem schwierigen Umfeld als besonders robust erwiesen. Mit dem diversifizierten Geschäftsmodell ist die Doppelrolle gemeint, welche die DZ spielt. Einerseits ist sie das Spitzeninstitut der Gruppe und wickelt beispielsweise Wertpapiergeschäfte und Zahlungsverkehr der meist kleinen Volks- und Raiffeisenbanken ab.
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Anderseits macht die DZ auf eigene Rechnung Geschäfte, vergibt Kredite und begleitet Großunternehmen nach London, New York oder Hongkong. Mit Union Investment betreibt der DZ-Konzern die Fondsgesellschaft der genossenschaftlichen Finanzgruppe und mit R+V eine der großen Versicherungsgesellschaften in Deutschland. Mit Schwäbisch Hall gehört auch eine führende Bausparkasse zum Konzern. Angesichts der trüben wirtschaftlichen Aussichten erwartet Riese, dass seine Bank 2025 ein wenig schlechter als im Vorjahr abschneidet.
Zusammen kommen die genossenschaftlichen Institute nahezu auf eine Bilanzsumme wie die Deutsche Bank.
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Eigentümer der DZ Bank sind die 672 Volks- und Raiffeisenbanken, die wiederum 17 Millionen Genossinnen und Genossen zählen. Zusammen kommen die genossenschaftlichen Institute nahezu auf eine Bilanzsumme wie die Deutsche Bank. Und auch die Entwicklung der VR-Banken insgesamt kann sich sehen lassen. Die Erträge aus Zinsen und Provisionen legten nach vorläufigen Ergebnissen 2024 deutlich zu, der Gewinn nach Steuern beträgt über 2,1 Milliarden Euro.
Gänzlich sorgenfrei blickt Marija Kolak jedoch nicht in die Zukunft. Die Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) muss mindestens drei teure Sanierungsfälle moderieren, die den solidarischen Haftungsverbund teuer zu stehen kommen. In den Verbund zahlen alle Mitgliedsbanken Jahresbeiträge ein, mit denen in Not geratene Institute saniert werden.
Besondere Aufmerksamkeit erfährt die »Effenberg-Bank«. Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden hatte 2018 den ehemaligen Nationalspieler Stefan Effenberg für ihr damaliges Geschäft mit Fußballfinanzierungen eingestellt, was für enorme Aufmerksamkeit sorgte. Die Thüringer Bank liegt seither im Clinch mit der Finanzaufsicht Bafin und dem BVR. Für Kritik sorgte vor allem das riskante Geschäftsmodell der kleinen Bank, die überregional auch in Immobilien und erneuerbare Energien investiert hatte. Laut Medienberichten ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Dem Haftungsverbund des BVR droht ein dreistelliger Millionenverlust. Die genossenschaftliche Einlagensicherung stellt zwar seit 1934 sicher, dass kein Kunde im Krisenfall Geld verliert. Zugleich schafft es Fehlanreize und kann Vorstände zu einem riskanten Geschäftsgebaren verleiten. Im Verband denkt man über eine Reform nach.
Ähnlich wie die Sparkassen, die meistens den Kommunen gehören, setzen die Genossenschaftsbanken auf gesellschaftliches Engagement vor Ort. 176 Millionen Euro flossen als Spenden und Sponsoring an Sportvereine, Ausstellungsmacher und Festveranstalter. »Bei unseren Instituten stehen die Menschen im Mittelpunkt«, lässt Marija Kolak in einer Mitteilung wissen.
Dabei folge man keinem Zeitgeist, sondern dies sei Teil des genossenschaftlichen Selbstverständnisses. Diesen »wertebasierten Beitrag« der Unternehmensform Genossenschaft würdigten die Vereinten Nationen 2025 mit dem Internationalen Jahr der Genossenschaften, so Kolak. Getreu dem Motto »Tue Gutes und Rede darüber« hat sie deshalb ein »Engagementportal« ins Internet gestellt. Dieses gibt einen Überblick über die konkreten Aktivitäten der deutschen Genossenschaftsbanken.
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