Herbstplage aus der Matratze
Im Herbst gibt es die meisten Milben, da diese Kleinstlebewesen in der warmen Jahreszeit ideale Bedingungen zur Vermehrung vorfinden. Ihre Exkremente verursachen eine der häufigsten und unangenehmsten Allergien.
»Doch die Käfer kritze, kratze! Kommen schnell aus der Matratze« heißt es in Max und Moritz Fünftem Streich. Auch ohne böswilliges Zutun versteckt sich in der Matratze häufig unangenehmes Getier: die Milben. Diese kneifen oder stechen zwar nicht, aber allein durch ihre Exkremente machen sie dem Menschen zu schaffen. Denn die im Kot enthaltenen Eiweißmoleküle können Allergien auslösen.
Insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten, wenn Räume gut geheizt und schlecht gelüftet sind, machen diese Stoffe Allergikern verstärkt zu schaffen. Sie führen zu Entzündungen der Schleimhäute und verursachen Beschwerden von Schnupfen bis Atemnot. Neben Blütenpollen, Partikeln von Insekten, Haustieren, Bakterien oder Schimmelpilzsporen sind vor allem die Hausstaub-Milben Auslöser der gleichnamigen Allergien.
»Schnupfen, ständiges Niesen, Juckreiz an den Augen und andauernder Husten - Beschwerden, die immer wiederkehren und sich bessern, wenn sich die Leute draußen aufhalten - sind Symptome, die auf eine Hausstaub-Allergie hindeuten«, sagt Professor Thomas Fuchs, Vorstandsmitglied des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen e.V. Häufig würde die Ursache der Beschwerden erst spät erkannt, dabei könne den Patienten gut geholfen werden, wenn die richtige Diagnose gestellt sei. Oft wird erst durch den Allergietest der Übeltäter in der Wohnung entdeckt, denn Milben sind mit nur etwa 0,3Millimetern mikroskopisch klein. Die Spinnentiere ernähren sich von Hautschuppen, von denen der Mensch etwa ein Gramm pro Tag verliert. Sie sind lichtscheu und leben dort, wo sie am meisten Schuppen finden: im Bett, dem Sofa oder Teppichboden. Außerdem bevorzugen sie Temperaturen um 25Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von etwa 60Prozent.
Im Herbst gibt es die meisten Milben, da während der Sommermonate für sie ideale Bedingungen zur Vermehrung herrschen. Wenn die Heizperiode beginnt und die Luft in den Räumen trockener wird, sterben viele Milben ab. Im Staub finden sich dann besonders viele tote Milben und ihre Exkremente. Bei Allergikern bewirken die mit der Atemluft eingeatmeten Eiweißpartikel des Milbenkots eine Überreaktion des Immunsystems. Gegen akute Allergiebeschwerden werden Antihistaminika oder bei asthmatischen Beschwerden Immunsuppressiva, wie Cortisonpräparate eingesetzt.
Dauern die Beschwerden länger an, kann durch eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) eine Toleranz gegenüber den allergieauslösenden Stoffen erzielt werden. In jedem Falle aber müsse die Allergieursache eingedämmt werden. Dazu sollte die Wohnung und insbesondere das Bettzeug regelmäßig gereinigt und gelüftet werden. Der Verzicht auf Teppichböden, Pflanzen und die Reinigung von Matratzen reduziert ebenfalls die Belastung durch Milbenexkremente. Letztlich sei es schwer, die Milben wirklich loszuwerden, so Fuchs, da sie überall in Staub vorkommen. Auch der Einsatz von Mitteln, die Milben eindämmen, wirkt nur vorübergehend. Nach wenigen Monaten stellen sie sich erneut ein.
Ulrike Siedel
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