Bildung immer mehr ein Privileg der Reichen
Dritter Teil der ND-Serie »Bildungin Europa«: Polen-An der Geldbarriere scheidet sich die Elite Von Julian Bartosz, Wroclaw
Vor gut zwei Wochen hat die Regierung in Warschau eine »gründliche Bildungsreform« angekündigt-wieder einmal. Aber die Sparkur, die die EU, in die Polen hinein will, verschrieben hat, wird die Bildungsmisere im Land noch verschärfen.
In Polen ist man stolz darauf, daß das erste Bildungsministerium in Europa in Gestalt der »Kommission für Nationale Erziehung« hier bereits 1773 gegründet wurde. Aus den Mitteln des aufgehobenen Jesuitenordens konnte damals die 33 Jahre zuvor im »Collegium Nobilium« begonnene Schulreform auf die Jugend ausgedehnt werden, die nicht zum Adel gehörte. Stanislaw Staszic, ein fortschrittlicher katholischer Geistlicher, schrieb 1796 in seinem Werk .»Das«. menschliche Geschlecht«, daß die jungen' Menschen »im Geist einer allgemeinen und für alle zugänglichen gleichen Gerechtigkeit erzogen und gebildet werden müssen. Erst darauf läßt sich die bürgerliche Freiheit aufbauen; ohne sie ist Freiheit Wahn«.
Unter der bereits sieben Jahre währenden gesellschaftlichen Transformation wird allerdings gerade diese historische Überlieferung mißachtet. Das in der Verfassung verbriefte Recht auf gleiche Bildungschancen gilt nur innerhalb der mit dem siebten Lebensjahr beginnenden Grundschulstufe. Und dies auch nur bedingt: neben staatlichen Schulen gibt es nämlich die etwa acht Prozent der gesamten Schülerzahl erfassenden privaten Grundschulen (bis zur 8. Klasse), die aus verschiedenen Gründen - geringe Klassenbelegung, ausgesuchte und höher bezahlte Lehrkräfte, erweitertes Programm, zusätzliche Sprachstunden, bessere Aus-
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