Wechselvolles Leben des »schwarzen Peter«

FUSSBALL: Peter Ducke wird 60 Jahre / Jenaer Vollblutstürmer und Temperamentsbündel

  • Matthias Raab
  • Lesedauer: 3 Min.
Am Sonntag begeht Peter Ducke (Foto: Peter Poser) seinen 60. Geburtstag. Wenn der Name Ducke fällt, dürften viele (nicht nur ältere) Fußballfans ins Schwärmen geraten. Ein Temperamentsbündel, ein Vollblutstürmer, der mit dem FC Carl Zeiss Jena und der DDR-Nationalmannschaft große Erfolge feierte. Ducke war zunächst bei Motor Schönebeck aktiv. 1959 wechselte er nach Jena, wo seit 1955 bereits sein sieben Jahre älterer Bruder Roland kickte. Peter reifte unter der Trainerschaft von Georg Buschner zum exzellenten Angreifer, der zwischen 1959 und 1977 für den FC Carl Zeiss Jena bzw. dessen Vorläufer SC Motor Jena in 352 Meisterschaftspartien 153 Treffer erzielte. Mit den Thüringern wurde er dreimal DDR-Meister (1963, 1968, 1970) und dreimal Pokalsieger (1960, 1972 und 1974). Hinzu kommen 41 Europacupeinsätze (14 Tore) für Jena. Auch im internationalen Fußball gelang dem »schwarzen Peter« der Durchbruch. Für die DDR-Auswahl bestritt er zwischen 1960 und 1975 68 Begegnungen und schoß 15 Tore. Bei den Olympischen Spielen in München 1972 holte er Bronze. Die Spielweise des DDR-Oberliga-Torschützenkönigs von 1963, der sich häufig mit Schiedsrichtern und Funktionären anlegte, verzückte nicht nur Jenas Fußballfreunde. So wurde er 1965 zum »Sportler des Jahres« und 1971 zum »Fußballer des Jahres« gewählt. Auch lange nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn erfreut er sich großer Beliebtheit. 1999 erkor man ihm zum »Jahrhundertsportler in Jena«. Im selben Jahr belegte er bei der gesamtdeutschen Umfrage nach dem »Jahrhundert-Fußballer in Deutschland« Rang neun. Doch Ducke erlebte auch manche Schattenseiten. 1980 wurde er beim FC Carl Zeiss Jena ausgeschlossen, weil er mit dem Auto eines Bekannten aus der damaligen BRD ins Jenaer Stadion vorgefahren kam. Damit endete auch seine Karriere als Nachwuchstrainer in Jena. 1983 durfte er wenigstens wieder als Sportlehrer in Jena unterrichten. Dieser Arbeit geht er noch immer - seit einigen Jahren an der Jenaer Ostschule - nach. 1993 wurde Ducke wegen angeblicher Tätigkeit für die Staatssicherheit für zehn Wochen vom Schuldienst suspendiert. Doch der Verdacht bestätigte sich nicht. Anno 2001 hat der Liebhaber von Wes- ternfilmen und Country-Musik die Fußballschuhe endgültig an den Nagel gehängt. Auftritte in der Jenaer Traditionself oder Prominentenspielen »geben seine Knochen nicht mehr her«, wie sich Duckes zweite Ehefrau Ute (45) drastisch ausdrückte. Mehrere schwere Verletzungen (darunter ein doppelter Schien- und Wadenbeinbruch) machen ihm zu schaffen. Aber so ganz kann es der Vater zweier Söhne (Jens und Uwe) sowie einer Tochter (Nicole) doch nicht lassen. In den Ferien gibt er an Fußballschulen seine großen Erfahrungen an die Jüngsten weiter. Allerdings ist Peter Ducke mit der Einstellung der heutigen Jugend nicht zufrieden. Gerade im Sportunterricht hätten sich die Verhaltensmuster in punkto Einsatzbereitschaft, Disziplin, Konzentration und Ordnung verschlechtert. Peter Ducke wurde im vorigen Jahr zum Ehrenmitglied des FC Carl Zeiss Jena ernannte. Nach jahrelanger Abstinenz geht er auch wieder regelmäßig ins Ernst-Abbe-Sportfeld. Im Mai wurde er ins Präsidium des FC Carl Zeiss gewählt. Ducke hofft natürlich, dass der in die Oberliga abgestiegene Traditionsverein »bald einen Weg aus der sportlichen Misere findet«. Auf Duckes Wohl wollen am Sonntag in unmittelbarer Nähe des Jenaer Stadions rund 300 Ehrengäste aus Politik und Sport anstoßen. Dabei sind auch Jürgen Sparwasser, Uwe Seeler und natürlich fast alle früheren Jenaer Fußballer, darunter sein Bruder Roland, der inzwischen sein Rentnerdasein genießt. Auch Duckes »Ziehvater« Georg Buschner hat sein Kommen angekündigt. Darauf ist Ehefrau Ute Ducke ganz besonders stolz, da der 75-jährige Buschner nur noch wenige Feiern besucht. Buschner und der »schwarze Peter« werden in diesem illustren Kreis eine besonders ehrenvolle, aber noch streng gehütete Überraschung erleben. Übrigens: Bereits am Sonnabend (ab 16 Uhr) ist Peter Ducke beim MDR in »Sport im Osten« zu Gast.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.