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  • Politik
  • Neue Sammlung im Potsdamer Filmmuseum: Tondokumente von Zarah Leander

... es wird einmal ein Wunder geschehn

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: 2 Min.

Ende der Dreißiger Jahre stand sie auf dem Zenit ihrer Karriere, die deutsche Diva aus Schweden, Zarah Leander, die als singende Durchhaltepropagandeuse von Goebbels' Gnaden in die Filmgeschichte einging. Ein Bild, das sie nicht annehmen wollte. Sie sei ein unpolitischer Mensch gewesen, sagte sie später, sie habe unterhalten, und das sei es, was die Menschen brauchten, aus dem Alltag heraus für Stunden in eine Phantasiewelt tauchen. Mit ihrer einmaligen dunklen, geheimnisvollen, ja betörenden Stimme wurde sie zum Ufa-Star, aufgebaut als Hitlers Ersatz für Marlene Dietrich, die Nazi-Deutschland bewußt den Rücken gekehrt hatte. Und so sang Zarah Leander im Kanonendonner von Hitlers Weltkriegsmaschinerie »Davon geht die Welt nicht unter« und »Ich weiß, es wird einmal ein Wunderrrr gescheh'n«. Und wollte nicht gemerkt haben, worum es hier ging?

Ihre Lieder, eingängig und originell in Melodie und Text, scheinen heute eine Renaissance zu erleben. Die am 15. März 1907 in Schweden als Zarah Stina Hedberg geborene Schauspielerin, die sich mehr als Sängerin empfand, hat eine Verehrerschar, die wohl jetzt Potsdam zum Wallfahrtsort küren wird. Der Berliner Heinz Sauer gab seine einmalig vollständige Plattensammlung mit allerlei Raritäten in die Obhut des Potsdamer Filmmuseums: von »Ich weiß nicht, was ich

tue«, der ersten von der Leander besungenen Schellackplatte, und Hunderten von Tonträgern bis hin zu CDs, darüber hinaus Fotos, Noten, Bücher, Programmhefte und andere Dokumente.

Feierlich ging's bei der Übergabe der Kollektion am Dienstagabend zu, und sogar eine leibhaftige Zarah, die Bremerin Christel Leuer, interpretierte Titel wie »Yes, Sir!« oder »Nur nicht aus Liebe weinen«; es wurde ein Dokumentarfilmausschnitt gezeigt, in dem sich der aus melancholischem Blick, Schminke, Zigaretten und Licht bestehende Star als nachdenkliche Nicht-mehr-Schönheit zeigte. Und Regine Kühn las Szenen aus ihrem Drehbuch »Zarah Leander«, in denen die Zwiespältigkeit des Verhaltens der Leander in der Zeit plastisch wird, als der Reichspropagandaminister Goebbels sie umwarb, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Es spielt im Herbst 1943, kurz bevor sie Deutschland verließ. Das Buch wurde schon 1994 mit dem Drehbuchpreis des Bundesinnenministeriums ausgezeichnet, die renommierte Regisseurin Heike Misselwitz möchte den brisanten Stoff verfilmen, doch es finden sich keine Geldgeber. Aber wer weiß, es wird schon noch »ein Wunder geschehn«.

Das Filmmuseum in Potsdam gräbt nun alte Babelsberger Produktionen aus, »Zu neuen Ufern« und »La Habanera«, mit denen es des 90. Geburtstags des rothaarigen Sterns mit der androgynen Ausstrahlung gedenkt und zugleich ihres Regisseurs, Detlef Sierck, dessen 100. Geburtstag sich am 26. April jährt.

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