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Er kniff nicht und verlor mit Würde
Olympiasieger Udo Quellmalz wurde »nur« Dritter bei den Deutschen Meisterschaften in Herne Von Gunnar Meinhardt, dpa
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Ein Olympiasieger wie Udo Quellmalz kneift nicht - auch wenn er keine hundertprozentige Fitness besitzt und seine Aussichten auf Erfolg gemindert sind. Das habe nichts mit Überheblickkeit oder Selbstüberschätzung zu tun, wie der deutsche Judo-Star aus Ingolstadt glaubhaft versicherte, »sondern einfach mit meinem Pflichtgefühl gegenüber den Fans«.Dabei hätte ihm eine Nicht-Teilnahme an den Deutschen Titelkämpfen am Wochenende in Herne niemand verübeln können.
Seit der Vorwoche hinderte den 30jährigen ein Bandscheibenvorfall am geplanten Training. Sein verletzungsbedingtes Kürzertreten will er aber keineswegs als Entschuldigung für seinen dritten Rang bei den Meisterschaften geltend machen. »Sicher war ich etwas gehandicapt. Doch auch wenn ich durchtrainiert hätte, wäre ich konditionell, wo ich die meisten Defizite habe, noch nicht wieder in der Olympiaverfassung gewesen«, gesteht der vierfache deutsche und zweimalige DDR-Meister, der sich im Halbfinale dem neuen Titelträger Ralph Akoto (Pelkum) mit einer mittleren Wertung (Yuko) beugen mußte.
»Verlieren tut schon mächtig weh. Doch man muß auch unterliegen können, und ich kann das auch«, entgegnete der »Judoka des Jahres 1996«. Er wisse natürlich, daß es für ihn nach seinem Wechsel vom Halbleicht- ins sechs Kilogramm höhere Leichtgewicht keinesfalls leichter wird, sich selbst im eigenen Land zu behaupten. »Gegen mich sind alle 150 Prozent motiviert«, betont der gebürtige Sachse.
Dritter beim World Masters im Februar in München, Dritter jetzt bei den Mei-
sterschaften - einen Imageverlust befürchtet der sich selbst trainierende Wurfkünstler ob der fehlenden nacholympischen Erfolge nicht. »Udo kann man eigentlich nur bewundern. Denn er hätte es wirklich nicht mehr nötig gehabt, weiterzumachen«, verteilt Bundestrainer Dietmar Hötger Streicheleinheiten. Er rechnet es ihm hoch an, in Herne auf die Matten gegangen zu sein. »Andere wären bei dieser Rückenverletzung keinesfalls angetreten. Udo ist eben eine Ausnahme«, stellte der Coach fest.
Nach Quellmalz blieb am zweiten Finaltag auch Schwergewichtler Frank
Möller (Berlin) der goldene Wurf versagt. Im Finale unterlag der 26jährige Olympiadritte seinem Erzrivalen Ralf Koser (Leverkusen) mit einer kleinen Bestrafung und verpaßte seinen fünften Titelgewinn. Eine erfolgreiche Titelverteidigung glückte hingegen dem überragend aufgelegten Olympiadritten Marko Spittka (Frankfurt/Oder), der seine Kämpfe alle vorzeitig beendete und zum dritten Male nacheinander siegte, sowie der Halbleichtgewichtlerin Raffaela Imbriani (Ettlingen). Viel Beifall heimste auch die als »Judosportlerin des Jahres 1996« geehrte Johanna Hagn (Eisdorf) ein. Die
Olympiadritte im Schwergewicht sicherte sich souverän die Meisterschaft, wobei sie im prestigeträchtigen Finale gegen die WM-Fünfte Sandra Koppen (Brandenburg) erfolgreich Revanche für die im Vorjahr erlittene Niederlage nahm.
Welchen Wert die nationalen Leistungen besitzen, wird sich erst bei den EM im Mai im belgischen Ostende und bei den Welttitelkämpfen im Oktober in Paris zeigen. Wer dort auf die Matten geht, entscheiden die Bundestrainer endgültig Anfang April nach den drei internationalen Turnieren in Rom, Hertogenbosch und Birmingham.
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