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Die Weissagung der Cree Selbstbestimmung und nördliche Solidarität Von Veiten Schäfer

  • Lesedauer: 2 Min.

Zum »Tag der indigenen Völker« hat die UNO den heutigen 9. August erklärt. Die Solidarität mit bedrängten »Ureinwohnern« hat schon manchen Wandel erlebt.

Was »Indianer« derzeit zu berichten wissen, erinnert an den Auto-Aufkleber von der »Weissagung der Cree«: »Erst wenn der letzte Baum gerodet ist (...), werdet ihr sehen, daß man Geld nicht essen kann.« Ausgerechnet im Gebiet der Cree soll Uran abgebaut und Atommüll eingelagert werden. Den kanadischen Innu wird die Jagd durch den Lärm von NATO-Tieffliegern verdorben. Auf dem »heiligen« Berg der Apache soll ein riesiges Observatorium entstehen. Und die 5000 U'wa in Kolumbien treten zum »Tag der indigenen Völker« mit einer kollektiven Selbstmorddrohung an die Öffentlichkeit: Nach Erdölfunden in ihrem Siedlungsgebiet befürchten sie, wie die Ogoni in Nigeria verdrängt zu werden. Das rassistische Sendungsbewußtsein, das wie selbverständlich beanspruchte Recht auf Versklavung der »Wilden« stand an der Wiege »moderner« Staaten im außereuropäischen Raum. Heute werden die offiziell oder faktisch in »ethnische« Reservate gedrängten Gruppen bei Bedarf jederzeit weitergetrieben. Nicht nur ihre materielle Lebensgrundlagen,

auch die Traditionen des Umgangs mit ihnen sind gefährdet: Wenn mexikanischen Indigenas im Zeichen der »komparativen Vorteile« Boden zugunsten gro-ßer Plantagen entzogen wird, zerbricht daran auch ihre traditionelle Ordnung.

An der Wiege der Solidaritätsbewegung mit den Indigenen steht neben dem Marxismus das zwar wohlwollende, aber gleichfalls rassistische Klischee vom »edlen Wilden«. Die Betroffenen lehnten sich in den Siebzigern oft an »nationale Befreiungsbewegungen« mehr oder weniger sozialistischer Ausrichtung an. Nicht zuletzt wegen eines naiven »Antiimperialismus« wurde das »American Indian Movement« in den USA damals so unerbittlich verfolgt. Das vorläufige »Ende der Geschichte« bewirkte einen Umschwung: Statt Weltrevolution wird nun »Identitätspolitik« propagiert, der Vereinnahmung durch Konzerne und Strukturanpassungsprogramme wird - mangels Alternativen oder aus Enttäuschung über ehemalige Revolutionäre - die »authentische« Stammeskultur entgegengestellt. In der Solidaritätsbewegung des Nordens betonen seither manche wieder den »edlen Wilden«. »Ethnozid« nennt etwa die Gesellschaft für bedrohte Völker die Auswirkungen profitgesteuerter Gelüste auf »Indianerland«. Selbstverständlich haben Indigene das Recht auf kulturelle Eigenheit und ihre Religionen. Was sie bedroht, ist indes ökonomisches Gewinnstreben und muß als solches - auch vom Norden aus - bekämpft werden.

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