Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Günther Fuchs

  • Lesedauer: 2 Min.

Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Brandenburg

? Die Junge Union Brandenburgs hat sich kürzlich für die Einführung eines Englisch-Unterrichts bereits in der dritten Klasse ausgesprochen. Was sagen Sie dazu?

Die Idee ist nicht neu. Wir halten den Vorschlag prinzipiell auch für unterstützenswert. Das Schulgesetz gibt uns in Brandenburg allerdings schon heute die Möglichkeit, Englisch oder eine andere Sprache ab der dritten Klasse als Begegnungssprache einzuführen. Das wird an einigen Schulen bereits praktiziert und

viele Schulen haben Interesse an solch einem fremdsprachlichen Unterricht geäußert.

? Was ist unter einer Begegnungssprache zu verstehen?

Begegnungssprache heißt, daß man eine Fremdsprache in den Unterricht einbezieht und Stundenabschnitte in dieser Sprache unterrichtet werden, also ein erstes Bekanntmachen mit einer Fremdsprache und Vorbereitung auf den Fremdsprachenunterricht erfolgt.

? Also kein gesondertes Fach Englisch?

Genau. Nach diesem Konzept ist die Fremdsprache integraler Bestandteil des jeweiligen Fachunterrichts. In der Regel dauert der fremdsprachliche Unterricht zwischen 10 und 20 Minuten pro Unterrichtsstunde. Allerdings ist im brandenburgischen Schulgesetz eine Höchstgrenze von 90 Minuten Unterricht pro Woche festgelegt.

? Die Junge Union Brandenburg steht mit ihren Überlegungen ja nicht allein. Auch in Berlin plädiert die zuständige Schulsenatorin Ingrid Stahmer für ein Un-

terrichtsfach Englisch. Gibt es überhaupt genug Lehrer hierfür?

Das Grundproblem ist tatsächlich, daß es für die Einführung eines Englisch-Unterrichts qualifizierte Lehrkräfte braucht. Diese Lehrkräfte benötigen Erfahrung und Kenntnisse in der Begegnungssprache. Erforderlich sind entsprechende Angebote der Fortund Weiterbildung für die Lehrerinnen und Lehrer in den Grundschulen.

? Werden Achtjährige durch das Erlernen einer Fremdsprache nicht überfordert?

Nein, alle Untersuchungen in diesem Bereich belegen das Gegenteil. Je früher man mit dem Erlernen einer Fremdsprache beginnt, desto positiver wirkt sich dies auf die Sprachentwicklung und die Sprachkompetenz der Kinder aus. Gerade in jungem Alter sind Kinder aufnahmefähiger für das Lernen einer Fremdsprache. Wenn das Konzept Begegnungssprache praktiziert wird, dann ist das ja kein Unterricht im herkömmlichen Sinne. Die Fremdsprache wird mit mehr Freude erlernt.

Interview: Jürgen Amendt Foto: GEW

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.