Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Unterstellungen und Belästigungen

  • Lesedauer: 4 Min.

Nichts Anrüchiges kann daran Prof. Dr -Ing. Wolfgang Hohmann aus Berlin-Steglitz finden, der zunächst das Nachbargrundstück erworben hatte, um dort ein Mehrfamilienhaus zu bauen, und später durch Hinzukauf auch zu Geschonnecks Hausbesitzer wurde. Schließlich sei er von der Naturschutzbehörde zur Anpflanzung von Hecke und Bäumen verpflichtet worden und habe nur für ausreichend Düngung sorgen wollen. Auch dafür, daß er das Auto seiner Mieter vor wenigen Tagen mit unbekanntem Ziel abschleppen ließ, hat der Hochschullehrer an der Uni Frankfurt (Main) eine Erklärung: Es grenze schließlich an Nötigung, wenn durch die Mieter die Bauarbeiten vorsätzlich behindert würden.

So schnell auch der nur zeitweilig in Teltow weilende Berliner Hauseigentümer das Auto seiner Mieter ausmachen konnte, die Besitzer des Gefährts will er

seit Monaten nicht mehr gesehen haben - obwohl sie nur wenig entfernt in ihrem Garten sitzen und die 22jährige Tochter der Geschonnecks jeden Tag in der Wohnung ist. »Sie sind ausgezogen, und ich weiß nicht wohin. Was soll ich mit Leuten, die ich nicht erreichen kann?« fragt der fast 60jährige. Und hat wohl damit gegenüber ND mehr offenbart, als ihm lieb sein dürfte.

In einem Schreiben an die Redaktion, das er einem ausführlichen Telefonat hinterherschickte, bekräftigt Hohmann: »Da wir inzwischen ziemlich sicher sind, daß

chen wollen, ist übrigens tatsächlich eine der typischen Geschichten, die in dieser Form erstmals nach dem Ende der zeitweiligen DDR auffällig geworden sind«, depeschierte er ND

Kristina und Michael Geschonneck erhöhen ihren Lästigkeitsgrad, weil sie eine Instandsetzung des Hauses fordern. Die Fenster stammen aus dem Jahre 1929, die Wände sind feucht, Treppenhaus und Isolierung in desolatem Zustand. Wer wäre an einer Reparatur des Daches mehr interessiert als sie, die sie mit aufgestellten Waschschüsseln im Wohnzimmer le-

Knstina Geschonneck will sich nicht vertreiben lassen

weder ein konkreter Termin steht fest, noch wissen Geschonnecks, was das finanziell für sie bedeuten würde. Einzige Klarheit besteht beim Vermieter offenbar nur darüber, daß Geschonnecks ausziehen müssen. Großzügig, wie der Hochschullehrer nun einmal ist, hatte er ihnen eine Ausweichwohnung in seinem neuen Miethaus nebenan angeboten. Doch die Familie will nicht weichen, weil sie befürchtet, daß Hohmann mit dem Zweifamilienhaus, in dem sie nur noch allein wohnen, ganz andere Pläne hat. Immerhin hat der Mann aus Steglitz abgewunken, als Kristina Geschonneck ihn darauf aufmerksam machte, daß man jetzt die Kohle für den Winter unter Dach und Fach bekommen muß. Und gegenüber einem Handwerker soll der Vermieter schon mal von Abriß geredet haben ...

Schon der Immobilienmakler, der Haus und Grundstück gleich nach der Wende dem im Westen lebenden Alteigentümer abgekauft hatte, hatte ständig versucht, die Familie mit den beiden Kindern aus dem Haus zu bekommen. Nachdem er erfolglos wegen Mietrückstand klagte, ebenso erfolglos Eigenbedarf an-

die Wohnungen dann »meistbietend« an den Mann zu bringen.

Daß aus von Alteigentümern versprochenen Sanierungen nichts wurde, sondern plötzlich die Abrißbirne anrückte, haben Mieter in und um Teltow nicht nur einmal erfahren müssen. Schließlich liegt die Kleinstadt im berühmten Speckgürtel von Berlin, wo noch immer der oft zitierte »Häuserkampf« tobt. Auch wenn man in Bonn glaubt, das Problem längst in den Griff bekommen zu haben - allein im benachbarten Kleinmachnow gibt es noch mehr als 600 nichtgeklärte Rückübertragungsfälle. Und, wie man an den Auseinandersetzungen zwischen Geschonnecks und Hohmann sieht, sind auch geklärte Eigentumsverhältnisse kein Garant für ein friedliches Miteinander zwischen Mietern und Vermietern.

»Ich lasse mich nicht vertreiben«, sagt Frau Geschonneck ein wenig trotzig. »Meine Kinder sind hier aufgewachsen, ich selbst wohne seit meinem zehnten Lebensjahr in Teltow « Freilich hat die 43jährige in den Zerreißproben mit wechselnden Vermietern in den letzten sieben Jahren viel Nerven gelassen. »Wenn mein Mann nicht so ein Durchreißer wäre, hätte ich längst aufgegeben«, gesteht sie. Die Geschonnecks wären nicht die einzigen. In Teltow, Kleinmachnow und anderswo rund um Berlin haben inzwischen Tausende Angestammte das Weite gesucht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -